Russischer Rückzug aus Syrien, dafür Expansion in Libyen?

Politik

Nach dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien sucht Russland eine neue Basis für seine Afrika-Ambitionen.

Ein Flugzeug landet auf dem libyschen Luftwaffenstützpunkt Al Khadim im Osten des Landes. Es ist nicht irgendeines – sondern eine Antonow An-124.

Es war das erste Mal, dass ein russisches Transportflugzeug dieser Größe in Libyen landete – und es wohl kein Zufall, dass die Maschine zuvor in Syrien Halt gemacht hatte.

Zumindest gilt dieser Transportflug als weiteres Indiz dafür, dass Russland seinen Fokus auf Libyen verstärkt und sich auf einen Abzug aus Syrien vorbereitet.

APA/AFP/AAREF WATAD

Die von Russland gepachtete syrische Militärbasis Hmeimim in der Provinz Latakia. Wie es nach Assads Sturz  weitergeht, ist unsicher.

Vor dem Sturz Bashar al-Assads war Syrien eine wichtige Drehscheibe für Russlands Afrika-Ambitionen. Assad hatte Putin als Gegenleistung für seine Unterstützung zwei Militärbasen am Mittelmeer verpachtet. Über die ließ der Kreml Waffen und Soldaten nach Mali, Burkina Faso, Niger und die Zentralafrikanische Republik verfrachten. Das Ziel: Diktaturen stützen oder Putsche anzetteln. 

Nun kann Russland die Basen und den syrischen Luftraum möglicherweise bald nicht mehr nutzen – stattdessen  müsste der Kreml einen komplizierten Umweg über den Iran nehmen oder ein Einvernehmen mit der Türkei erzielen, um militärische Überflüge zu erlauben. Das ist angesichts der NATO-Mitgliedschaft der Türkei aber ziemlich unwahrscheinlich.

Russische Unterstützung für General Haftar

Russlands Mitmischen in Libyen ist nicht neu: Seit Jahren unterstützt Moskau den libyschen General Chalifa Haftar. Seit 2014 ist das Mittelmeerland in zwei Teile gespalten, wobei sich die Regierungen im Osten und Westen des Landes gegenüberstehen. Die von den Vereinten Nationen und vor allem von der Türkei  unterstützte „Regierung der Nationalen Einheit (GNU)“ befindet sich im Westen des Landes;  ihre Konkurrentin, das Repräsentantenhaus, angeführt von Haftar und unterstützt von Russland, ist im Osten, in Tobruk, ansässig.

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In den vergangenen zehn Jahren hatten beide Seiten versucht, die Kontrolle zu erlangen. Der Konflikt ist festgefahren, was zu einer wackeligen Sicherheitslage führt. So hat es kaum Auswirkungen, wenn der libysche Premier in der Hauptstadt Tripolis seinen Unmut über die Präsenz der Russen kundtut. „Niemand, der auch nur einen wenig Patriotismus besitzt, möchte, dass eine ausländische Macht ankommt und ihre Hegemonie und Autorität über das Land und die Menschen ausübt“, sagte er. Wohlwissend, dass es vor allem türkische und syrische Söldner waren, die den letzten Vorstoß Haftars vereitelten.

APA/AFP/ABDULLAH DOMA

Der libysche Militär Chalifa Haftar am 5. September 2024.

Seit Jahren sind Kämpfer der ehemaligen Wagner-Gruppe – jetzt als „Afrikakorps“ dem russischen Verteidigungsministerium unterstellt – in Libyen. Doch  die Wirren der libyschen Politik bieten alles andere als eine sichere Basis für Russlands Ambitionen: Der von Russland  unterstützte Haftar musste bereits eine Niederlage gegen die „Zentralregierung“ einstecken, gilt als gesundheitlich angeschlagen. Seine „Libysche Nationale Armee“ besteht aus mehreren Stämmen, die die Abneigung gegen Tripolis eint – doch „Erbfolgekriege“ wären nicht ausgeschlossen. 

Neben Libyen dürfte Wladimir Putin noch eine  Alternative als neues Basisland für afrikanische Operationen vorschweben: der kriegsgebeutelte Sudan. Dort winkt Moskau ein Marinestützpunkt bei Port Sudan, wenn der Krieg vorbei ist. Doch ein „sicherer Hafen“ wäre auch das nicht.

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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