Schwarzes „Bauernopfer“ und blaues Wunder

Politik
STEIERMARK-WAHL: LANG (SPÖ)

Kunasek verdoppelt das Ergebnis der FPÖ und führt Platz eins an, historisches Debakel für Landeshauptmann Christopher Drexler, ÖVP und SPÖ haben keine Mehrheit mehr.

Jetzt ist das eingetreten, was ÖVP und SPÖ gefürchtet, die Freiheitlichen gehofft und womit die Demoskopen teils bereits vor Wochen gerechnet haben: Die einst Große Koalition verliert in der Steiermark, Österreichs Grünem Herz, massiv an Stimmen. Die fünfjährige Zusammenarbeit zwischen ÖVP und SPÖ – die letzten zweieinhalb Jahre davon zwischen ÖVP-Landeshauptmann Christopher Drexler und seinem roten Stellvertreter Anton Lang – wurde von den 941.509 Wahlberechtigten nicht honoriert. Mehr noch: Die politische Spitze wurde abgestraft – vor allem die Volkspartei.

Die Landeshauptmann-Partei muss knapp zweistellige Stimmeinbußen hinnehmen, rangiert mit 26,8 % damit nunmehr auf dem zweiten Platz. Wie im Bund.

Die SPÖ verliert im Vergleich dazu marginal und hält mit 21,4 % den dritten Platz. Wie im Bund. Beide Parteien – ÖVP und SPÖ – schaffen keine Mandatsmehrheit mehr. Wie im Bund. Und brauchen – wollen sie weiter regieren– jedenfalls mindestens eine dritte Partei im Bunde.

Dem historisch schlechten Ergebnis der ÖVP steht nunmehr das historisch beste Votum für die Freiheitlichen gegenüber. Die FPÖ kann sich mit Ex-Verteidigungsminister Mario Kunasek an der Spitze verdoppeln und liegt mit 34,8 % unangefochten auf dem ersten Platz – und damit besser als im Bund.

Vorgeschmack bei der Nationalratswahl

Einen Vorgeschmack darauf, wie die Steiermark derzeit denkt und politisch tickt, gab es bereits vor acht Wochen am 29. September.

Die Freiheitlichen legten bei der Nationalratswahl um bereits um 13,7 % zu und erreichten mit 32,2 % (siehe Grafik) damit weit mehr als die FPÖ unter der Führung von Herbert Kickl österreichweit (28,85 %). Und das, obwohl die FPÖ in der Steiermark seit Jahren mit einer parteiinternen Finanz-Affäre regelmäßig in den Negativ-Schlagzeilen war und während des Landtagswahlkampfs auch blieb.

  COP29: 300 Milliarden Euro für Klimafinanzierung beschlossen

APA/HANS KLAUS TECHT / HANS KLAUS TECHT

Anton Lang

Schuldzuweisungen

Geht es nach Wahlverlierer Christopher Drexler, gibt es einen Grund für seine krachende Niederlage: Alexander Van der Bellen.

Weil der Bundespräsident nicht dem Wahlsieger, der FPÖ, sondern dem Zweiten, seiner Partei ÖVP, den Regierungsbildungsauftrag erteilt hat, habe die Bundespolitik bei der Landtagswahl durchgeschlagen wie nie. „Ich komme mir ein bisschen vor wie das Bauernopfer der Republik“, ortet der ÖVP-Landeschef die Schuldigen der Misere in der Bundeshauptstadt.

Mario Kunasek kann Drexlers Argument auf Nachfrage etwas abgewinnen („der Bundespräsident wird wohl etwas dazu beigetragen haben“), erklärt sich und seinen historischen Sieg allerdings mit der Haltung zu den bestimmenden Wahlkampfthemen – vom Ausbau der A9 (Mehrheit ist für dreispurigen Ausbau) über die Gesundheitsversorgung (Leitspital Liezen) bis hin zum Wirtschaftsstandort (Autozulieferindustrie leidet unter der Krise der deutschen Autoindustrie, Arbeitslosenrate stieg zuletzt um 0,7 % auf 5,7 %) – und ihm als Person.

Exakt das besagen auch die Wahltagsbefragungen. Das Gros der Wählerschaft (Wahlbeteiligung stieg von 63,46 % auf 70 %) ist unzufrieden mit der schwarz-roten Landesregierung. Laut einer Puls24/ATV-Befragung (siehe S 6.) ist das Wahlmotiv von ÖVP und SPÖ die Stammwählerschaft selbst, „was immer ein Indiz der Schwäche ist“, analysiert Meinungsforscher Peter Hajek. Das Wahlmotiv der FPÖ-Wähler: „Unzufriedenheit mit anderen Parteien“.

Sehr unzufrieden müssen die Wähler der Grünen gewesen sein, denn die Partei, die im Bund noch mit der ÖVP eine …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

(Visited 1 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.