Staatssekretärin Zehetner: „Die Trinkgeld-Pauschalierung soll bleiben“

Politik
ANGELOBUNG DER NEUEN BUNDESREGIERUNG

Elisabeth Zehetner, ÖVP-Staatssekretärin für Start-ups, Tourismus und Energie, über ein Dilemma, zu wenig Risikokapital und Zeit für die Schularbeiten ihrer Tochter.

KURIER: Sie waren Ihr halbes Leben in der Wirtschaftskammer. Was war das Kriterium für Ihr „Ja“ zum Staatssekretariatsposten?

Elisabeth Zehetner: Alle Themen, die in meinen Aufgabenbereich fallen, begleiten mich bereits mein Leben lang. Entscheidend war für mich persönlich, ob ich Beruf und Familie vereinbaren kann. Ich habe schon gesagt, dass ich mir die Zeit nehmen werde, mit meiner Tochter für Schularbeiten zu lernen. Das muss 2025 im Leben einer Politikerin auch möglich sein. 

Sie sind für Start-ups, Energie und Tourismus zuständig. Auf den ersten Blick gibt es keine verbindende Klammer für Ihr Portefeuille. 

Das sehe ich nicht so. Ich beschäftige mich seit Jahrzehnten mit Start-ups. Sie sind die Innovationsbringer der Wirtschaft. Und: Energie ist die Lebensader von Wirtschaft und Gesellschaft. 

Sind Start-ups in der längsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg vernachlässigbarer als Ihre Energie-Agenda? 

Nichts ist vernachlässigbar! Start-ups brauchen das Geld ja nicht vom Staat, sondern sie brauchen Risikokapital und bessere Rahmenbedingungen. Es geht – auch im europäischen Kontext – darum, dass privates Kapital in diesen Bereich fließt, um international und vor allem gegenüber den USA wettbewerbsfähig zu sein.

APA/ROLAND SCHLAGER / ROLAND SCHLAGER

Staatssekretäre: Elisabeth Zehetner, Barbara Eibinger-Miedl, Jörg Leichtfried, Ulrike Königsberger-Ludwig

Österreich ist bekannt dafür, eine extrem hohe Sparquote zu haben und bei Veranlagungen extrem risikoavers zu sein. 

Ja, das ist unser Hauptproblem. Das Geld ist in letzter Zeit nicht in den Konsum geflossen, sondern aufs Sparbuch. Die Sparquote ist von 8 auf 12 Prozent gestiegen. Wir müssen in Österreich eine Risikokapital-Kultur entwickeln. Die Pre-Seed und Seed-Phase sind kein Problem, wie uns Gründer sagen. Das Problem ist die Phase danach, in der es um Investitionen im 100 oder 200-Millionen-Euro-Bereich geht. Mario Draghis EU-Wettbewerbsbericht weist schon darauf hin, dass wir eine Kapital-Union brauchen, um konkurrenzfähig zu sein.

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Kurier / Juerg Christandl

Elisabeth Zehetner im KURIER-Interview mit Berhnard Gaul und Johanna Hager

Kommen wir zum Tourismus. Trinkgelder, die 25 Prozent des Bruttolohnes übersteigen, sollen besteuert werden müssen. Gastronomie und Hotellerie klagen bereits jetzt über zu wenig Personal und zu hohe Personalkosten. Ist der Plan der Regierung kontraproduktiv?

Seit einem halben Jahr sind Rückforderungen nach Prüfungen ein Thema und meine Vorgänger dürften den Braten bereits gerochen haben. Was wir bereits wissen: Die Pauschalierungen wurden seit mehreren Jahren nicht adaptiert. Wir sind derzeit mit allen Stakeholdern, insbesondere den zuständigen Ressorts, im Gespräch und hoffen auf eine tragfähige Lösung. 

Sind Sie für eine Versteuerung des Trinkgelds?

Da gibt es mehrere Optionen – von steuerfrei bis hin zur Anpassung der Pauschalierung an die aktuellen Bedarfe. Eine Lösung soll die Bedürfnisse von Betrieben und Mitarbeitern berücksichtigen.  

Die Personalkosten in Österreich sind um rund 10 Prozent höher als anderswo. Flexiblere Arbeitszeiten könnten helfen, sagen Betriebe. Dass beispielsweise nicht die zehnte Stunde automatisch eine Überstunde ist.

Im Regierungsprogramm haben wir einen Masterplan für Tourismus verankert – mit dem Ziel, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Dazu gehören fair abgegoltene und steuerlich begünstigte Überstunden ebenso wie flexiblere Arbeitszeiten und bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. 

Wann wird der Masterplan umgesetzt werden?

Wir sind seit vier Wochen im Amt, die …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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