Der Präsident war nach kurzzeitiger Ausrufung des Kriegsrechts durch ein Parlamentsvotum suspendiert worden
Zwei Wochen nach der Amtsenthebung des südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk-yeol haben Befürworter und Gegner des Staatschefs für Samstag zu Protesten im ganzen Land aufgerufen. „Fast zwei Millionen Menschen werden zusammenkommen, um Präsident Yoon zu schützen“, sagte einer der Organisatoren einer Kundgebung in der Hauptstadt Seoul. Mit den Protesten solle die Stimme des Volkes gegen die Amtsenthebung verstärkt werden.
Dagegen betonte die Organisatorin einer Anti-Yoon-Demonstration, die Wut derjenigen, welche die Amtsenthebung des Präsidenten unterstützten, brenne „noch intensiver“: „Die Menschen fordern nun mit Nachdruck die sofortige Entlassung und Bestrafung von Yoon.“
Yoon war nach der kurzzeitigen Ausrufung des Kriegsrechts durch ein Votum des Parlaments suspendiert worden. Seine Amtsenthebung muss noch vom Verfassungsgericht bestätigt werden. Dem Gericht fehlen derzeit jedoch drei Richter.
Auch Interimspräsident des Amtes enthoben
Weil sich Yoons Nachfolger im Amt, Interimspräsident Han Duck-soo, geweigert hatte, die drei neuen Richter für das Verfassungsgericht zu ernennen, stimmte das Parlament am Freitag auch für dessen Amtsenthebung. Als neuer Interimspräsident folgte Finanzminister Choi Sang-mok. Er kündigte an, die politischen Unruhen in Südkorea überwinden zu wollen.
Präsident Yoon hatte vor seiner Suspendierung angesichts eines Budgetstreits überraschend von der Verhängung des Kriegsrechts Gebrauch gemacht und damit das In- und Ausland aufgeschreckt. Das von der Opposition dominierte Parlament nutzte jedoch in einer dramatischen Sitzung sein Vetorecht, woraufhin Yoon das Kriegsrecht nach wenigen Stunden wieder aufhob. Seitdem gab es in Südkorea Massenproteste gegen den Staatschef.
Gegen Yoon ermitteln sowohl die südkoreanische Staatsanwaltschaft als auch ein gemeinsames Komitee von Polizei, Antikorruptionsbehörde und Verteidigungsministerium. Dieses soll die Umstände der umstrittenen Ausrufung des Kriegsrechts prüfen.
Source:: Kurier.at – Politik