Syriens gestürzter Präsident Al-Assad: Massenmörder, Diktator, Kriegsverbrecher

Politik

Nur kurz war der studierte Augenarzt ein Hoffnungsträger. Doch mit brutaler Gewalt führt er das Land in Krieg und Untergang. Jetzt ist er geflohen.

Mitarbeit: Michael Hammerl und Karoline Krause-Sandner

Mehr als ein halbes Jahrhundert regierte der Assad-Clan Syrien mit grausamer Hand, feuerte Giftgas auf die eigene Bevölkerung, ließ Hunderttausende in seinen Folterkellern wegsperren und töten, trieb das Land in einen verheerenden Krieg. Seit Sonntag früh gibt es die Assad-Diktatur nicht mehr.

Wo sich der 59-jährige Diktator derzeit aufhält, wohin er mit einer Familie geflohen ist, darüber gibt es noch keine Klarheit. Sicher aber ist: Bewaffnete Rebellen sind in Syriens Zentrum der Macht eingedrungen. Im den Prunkräumen des Präsidentenpalastes in Damaskus randalieren Islamisten – von Bashar al-Assad keine Spur.

Dabei hätte eigentlich alles ganz anders kommen sollen.

Bashar al-Assads älterer Bruder hätte die Macht von seinem Vater übernehmen sollen. Dieser hatte sich 1970 in Syrien an die Macht geputscht, etablierte einen Ein-Parteienstaat mit massivem Personenkult und unterdrückte jeden Protest mit brutalster Gewalt. Sein Sohn Basil war als Erbe und Nachfolger auf diese weitere Rolle vorbereitet worden, starb aber vor 30 Jahren bei einem Autounfall. So kam der linkisch wirkenden, scheinbar liberale und europäisierte Bashar al-Assad zum Zug, einst Hoffnungsträger für den Westen. Viele hielten Assad für ein geringeres Übel als seinen Vater, Hafiz al-Assad. Als dieser nach 30 Jahren Herrschaft 2000 nach einem Herzinfarkt starb, übernahm der damals 35 Jahre alte Sohn.

Seit Jahren schon trägt der 59-Jährige den Spitznamen „Schlächter von Damaskus“. „Er wirkte bei seinen Auftritten ungeschickt, fast wie ein 17-jähriger Bub“, erinnert sich der britische Ex-Diplomat Sir John Jenkins, von 2006 bis 2007 britischer Botschafter in Syrien, gegenüber dem KURIER.

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Vom Computer-Fan zum Panzerkommandanten

Heinz Fischer hatte als Nationalratspräsident am Begräbnis von Hafiz al-Assad teilgenommen. Bashar habe er als jemanden in Erinnerung, „dem man das Studium in Europa anmerkte und der sich sehr für moderne Technologien interessierte“, so Fischer. „Er hatte sicher eine Modernisierung im Sinn, vielleicht auch eine Veränderung der Machtstrukturen, aber sicher keine Demokratisierung im europäischen Sinn.“

Dabei begann alles so vielversprechend. Bashar studiert in London Medizin, promovierte als Augenarzt. Sein Blick fiel auf die attraktive syrische Investmentbankerin Asma, seine spätere Ehefrau. 1994 änderte sich Bashars Lebensplan. Er war nun Erbfolger – ein enthusiastischer Computer-Fan ohne jede militärische Erfahrung. In Windeseile ließ er sich zum Panzerkommandanten ausbilden. 

APA/AFP/DIETER NAGL

Die Assads, 2009 zu Besuch in Wien bei den Fischers

Strenge Regierung

Mit seinem Aufstieg zur Staatsspitze übernahm er ein im Land gefürchtetes und gehasstes System mit 15 Geheimdiensten, die für ihn spitzeln, verhaften, foltern. Auch das Militär folgte dem damals jungen Machthaber bereitwillig, es hatte kein Interesse an einem Machtwechsel.

Die Assads gehören zur schiitischen Minderheit der Alawiten, die elf Prozent der syrischen Bevölkerung stellen. Sie regierten das Land seit Jahrzehnten streng, mit Verbündeten in allen Schlüsselpositionen. Alawiten gelten als liberaler Flügel des (schiitischen) Islam. 70 Prozent der Syrer sind Sunniten. 

Zu ihnen gehört auch Bashars Ehefrau Assad: Sie trägt ihr Haar offen, kauft ihre Kleidung in Londoner Designerläden, versuchte sich aber in den vergangenen Jahren kaum noch in der Öffentlichkeit zu zeigen.  Der Boulevard tauft sie anfangs „Königin Diana des Orients“. Drei …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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