Trotz harter Kritik: Bildungsministerium verteidigt Deutschförderklassen

Politik

Laut einer aktuellen Studie sind Deutschförderklassen wenig zielführend. Die Sektionschefin des Bildungsministeriums Doris Wagner sieht das anders.

Seit der Einführung der Deutschförderklassen 2018 unter der damaligen schwarz-blauen Regierung gibt es stetige Kritik von Bildungsexperten. Sie bemängeln, dass die Klassen keinen pädagogischen Mehrwert bieten, die Integration der Kinder behindern und Stigmatisierung fördern würden. Eine aktuelle Studie der Universität Wien bestätigt diese Bedenken. 

Viele der 78 in der Studie befragten Kinder gaben an, sich in ihrer Stammklasse isoliert zu fühlen. „Da redet niemand mit mir, da bin ich auch ganz selten drinnen“, zitiert die Studienautorin Susanne Schwab ein Kind. Dies zeige, dass die Trennung von der Stammklasse die soziale Integration hemme. Im aktuellen Ö1-Morgenjournal äußert sich die Sektionschefin des Bildungsministeriums Doris Wagner zu der Kritik. 

„Alle Kinder werden in einen Topf geworfen“

Laut Gesetz müssen in Österreich seit 2018 Deutschförderklassen für Kinder eingerichtet werden, die nicht ausreichend Deutsch sprechen, um dem regulären Unterricht zu folgen. Sie verbringen bis zu 20 Wochenstunden in speziellen Klassen, wo der Fokus auf intensiver Sprachförderung liegt. Lediglich in Fächern wie Musik, Turnen oder Werken sind sie gemeinsam mit ihrer Stammklasse. 

Schwab kritisiert in ihrer Studie, dass alle Kinder – unabhängig davon, ob sie schon länger in Österreich sind oder erst kürzlich angekommen – in einen „Topf geworfen“ würden. Sie fordert mehr Schulautonomie, um passgenaue Förderungen für jedes Kind zu ermöglichen. „Man muss von Kind zu Kind entscheiden können, was das Richtige ist“, sagt sie.

Wagner verteidigt bestehende Strukturen

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Im Interview mit dem Ö1-Morgenjournal wies Doris Wagner, Sektionschefin im Bildungsministerium, diese Kritik zurück und verteidigte die bestehenden Strukturen. Sie betonte, dass die Deutschförderklassen wichtig seien, um den Kindern die notwendige Sprachkompetenz für den Bildungsweg zu vermitteln. „Wichtig ist die Bildungssprache Deutsch, um den Bildungsweg gut bestreiten zu können“, so Wagner. 

Die Schulen hätten bereits die Möglichkeit, Kleingruppen zu bilden und auch spezielle Formate für Kinder im Familiennachzug anzubieten. „Schule ist autonom und kann auch Kleingruppen für Schülerinnen und Schüler im Familiennachzug, die nicht alphabetisiert sind, bilden“, betonte Wagner und verwies darauf, dass zusätzliche Ressourcen bereitgestellt wurden, etwa 10 Millionen Euro jährlich für Teamteaching.

Teil der Verantwortung liege bei den Schulen selbst 

Auf die Frage, ob die sozialen Probleme der Kinder ausreichend berücksichtigt würden, entgegnete Wagner, dass die Deutschförderklassen bewusst so organisiert seien, dass die Kinder in kreativen und sportlichen Fächern mit ihrer Stammklasse zusammen sind. „Da brauche ich die Sprache nicht so sehr und kann mich über Kreativität oder Sport ausdrücken“, erklärte sie. 

Die Verantwortung, das Miteinander zu fördern, liege bei den Schulen selbst: „Es ist auch eine Sache der Organisation an der Schule. Da bin ich wieder im schulautonomen Bereich“, sagte sie und verwies auf die Möglichkeit gemeinsamer Schulveranstaltungen, um das Schulklima zu stärken.

Zweites verpflichtendes Kindergartenjahr und Spezialförderklassen  

In Wien, wo es besonders viele Kinder im Familiennachzug gibt, hat der zuständige Stadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) vorgeschlagen, ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr einzuführen, um die Deutschkenntnisse der Kinder bereits vor dem Schuleintritt zu verbessern. Wagner äußerte sich dazu zurückhaltend: „Das liegt im Kompetenzbereich des Stadtrats. Aber je früher mit sprachlicher Bildung angesetzt wird, desto besser.“

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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