
„Harvard 2, Columbia 0“: Diesen Match-Zwischenstand postete der Washington Post-Journalist (und Columbia-Absolvent) Matthew Hay Brown, als in der Nacht zum Dienstag bekannt wurde, dass die Elite-Uni Harvard sich zahlreichen Forderungen der Trump-Administration widersetzen würde – um den Preis von 2,2 Milliarden US-Dollar an Forschungsgeldern, die die US-Regierung für die Universität im Gegenzug aussetzt.
Harvard bewies dabei mehr Widerstandswillen als die New Yorker Columbia University, die Anfang März breite Zugeständnisse gemacht hatte, als die Administration die Streichung von 400 Millionen US-Dollar in Aussicht gestellt hatte.
Der Widerstand gilt vielen als Kehrtwende in einem erbitterten Kampf, in dem es um nichts weniger als die akademische Freiheit und den Status der USA als Destination für wegweisende Forschung geht.
Eingeknickt – und aufgestanden
Die Empörung über das „Einknicken“ der Columbia – von Trump-treuen Kräften als Sieg gefeiert – reichte nach der Entscheidung im März tief in den Uni-Lehrkörper und die Gemeinde der Absolventinnen und Absolventen hinein. Das Zugeständnis rettete der Columbia-Rektorin Katrina Armstrong auch nicht den Kopf: Die studierte Medizinerin trat am 28. März zurück.
APA/AFP/KENA BETANCUR
Mittlerweile ist klar: In der Attacke, die die Trump-Administration gegen die Universitäten der USA reitet, gibt es keine Gewinner, und es geht auch nicht um ein Match einzelner Elite-Unis. Denn die weltweit renommierten Forschungseinrichtungen sind Leuchttürme, an denen die Regierung ein Exempel statuieren will – auch und gerade weil es sich eigentlich um private Einrichtungen handelt, deren Hauptfinanzierungsquellen gigantische Stiftungsbudgets, gespendet von den Eliten des Landes, sind.
Wenn die Administration Harvard, Princeton oder Columbia in die Knie zwingen kann, sieht es um die öffentlich finanzierten US-Unis erst recht düster aus.
Widerstand gegen „woke Ideologie“
Der Groll gegen die Bildungseinrichtungen, die in den Augen rechtsgerichteter Kräfte ein Hort linker Ideologie sind, hat eine lange Vorgeschichte. Als Konfliktbeschleuniger erwiesen sich die pro-palästinensischen Proteste im Frühjahr 2024, die am Columbia-Campus besonders prononciert ausfielen. Dass Rektorin Minouche Shafik das Protestcamp von der Polizei räumen ließ, wurde ihr von der Uni als überschießende Reaktion ausgelegt und kostete sie den Job – doch das Trump-Lager stellte es nicht zufrieden: Die Uni habe zu wenig gegen Antisemitismus getan, lautete der Universal-Vorwurf, den die Trump-Administration nun auch gegen Harvard und andere Institutionen erhob.
Als Gegenmittel sollte etwa das Institut für Nahost-Studien der Columbia, an dem die Administration Aufwiegler vermutete, unter externe Kuratel gestellt werden.
Doch damit nicht genug: Gegenüber Harvard verlangte die Trump-Regierung nun eine Einsetzung externer Kontrollen, die überprüft, ob bei der Besetzung von Uni-Posten oder bei der Zulassung neuer Studierender alles im Sinne der Regierung läuft. Darüber hinaus sollten alle Diversitätsprogramme eingestellt und Daten über zugelassene Studierende an die Regierung weitergegeben werden.
Unrechtmäßig
Dass diese Maßnahmen den rechtlichen Spielraum, den die US-Regierung bereits jetzt zum Eingreifen gegen Antisemitismus ausschöpfen kann, weit überschreitet, machte Christopher Eisgruber, Rektor der Princeton University, gegenüber der New York Times in der Vorwoche deutlich. Harvard-Präsident Alan M. Garber startete nun eine veritable Kampagne: „Keine Regierung – ungeachtet dessen, welche Partei an der Macht ist – sollte diktieren, was private Universitäten lehren können, wen sie zulassen und anstellen kann, und welche Studien- und Forschungsfelder sie verfolgen können“, schrieb er in …read more
Source:: Kurier.at – Politik