
Die US-Regierung ging gegen die Unis Columbia und Pennsylvania vor, jetzt ist Harvard im Visier. Die haben sich allerdings eine Blöße gegeben.
Es ist eine toxische Mischung: An den Universitäten hat sich die Anti-Israel-Stimmung teilweise radikalisiert, die Trump-Regierung ist zu jeder Hexenjagd motiviert. Unter dem Vorwand, den Antisemitismus zu bekämpfen, nimmt Donald Trump drei der besten Universitäten der Welt in die Mangel. Aktuell ist Harvard betroffen: Neun Milliarden Dollar öffentliche Gelder sind seit Montag „under review“. Es wird de facto geprüft, ob sich die Uni wohl verhält. In dieses Dilemma haben sich die Top-Institute zum Teil selbst manövriert.
Geld abdrehenDamit teilt Harvard das Schicksal mit der New Yorker Columbia Universität, der Trump ebenso mit dem Entzug von Geldern gedroht hat. Auch die University of Pennsylvania, eine weitere amerikanische Elite-Universität, ist betroffen. Das aggressive Vorgehen der US-Regierung wird von Kritikern als Angriff auf die Freiheit von Wissenschaft und Lehre gesehen. Demgegenüber steht die Tatsache, dass die Rektoren der drei betroffenen Unis Ende 2023 wegen antisemitischer Vorfälle vor dem US-Kongress aussagen mussten. Auf die Frage, ob der Aufruf zur Tötung von Juden von der Meinungsfreiheit gedeckt sei, antwortete Harvard-Leiterin Claudine Gay damals, das hänge „vom Kontext“ ab. Sie trat danach zurück.Für Schlagzeilen sorgte auch die Emigration dreier prominenter Wissenschafter: Historiker Timothy Snyder, Ostereuropa-Expertin Marci Shore und Faschismusforscher Jason Stanley verlassen Yale und gehen nach Kanada.Faschismus? „Welchen Begriff sollen wir sonst verwenden?“Der Faschismusforscher Stanley äußerte sich mit drastischen Worten zur politischen Situation in den USA. Auf die Frage, ob er von faschistischen Zuständen im Land sprechen würde, sagte er: „Ja, natürlich. Welche Begriffe sollen wir denn sonst verwenden?“ Faschismus sei nicht einfach nur ein Schimpfwort, sondern ein Konzept, das helfe, die Realität zu verstehen. „Und was wir jetzt sehen – das ist Faschismus.“ Shore, die mit Snyder verheiratet ist, sagte der Zeitung „Toronto Today“, sowohl die Stadt Toronto als auch die dortige Munk School seien sehr attraktive Orte. „Aber natürlich hat die amerikanische Katastrophe bei unserer finalen Entscheidung eine Rolle gespielt.“ Sie befürchte, dass es einen Bürgerkrieg geben werde. Stanley sagte „Zeit Online“, er habe beschlossen, Yale zu verlassen, als die Columbia University „unter Beweis gestellt hat, dass sie Feiglinge sind.“ Für die Androhung der Regierung, der Universität Bundesmittel zu streichen, habe es keine rechtliche Grundlage gegeben. „Es war reine Schikane. Und was tut die Columbia? Sie gehorchen allem, was gefordert wird.“ Eine Universität lebe von Freiheit. „Würde ich heute an der Columbia unterrichten, wüsste ich: Ein falsches Wort über die Regierung oder Israel – und ich wäre weg.“ …read more
Source:: Kurier.at – Politik