
Nach Drohungen und drastischen Maßnahmen der Trump-Regierung zeichnet sich unter den Migranten an der mexikanisch-amerikanischen Grenze ein Wandel ab: Viele geben ihr Ziel USA auf.
Plötzlich blinken die blauen, roten und weißen Lichter überall. Die Sunland Park Police hat auf der McNutt Road ein altes klappriges Auto im Visier. Drinnen sitzt ein etwa 60-jähriger Mann, lateinamerikanischer Herkunft. Weil er sich nicht ausweisen kann, klicken die Handschellen. Die Polizisten aus dem Großraum El Paso, Texas, tasten den Mann ab, durchsuchen sein Auto.
Der verzweifelte Blick des Verhafteten ins Leere lässt erahnen, wie es um seine Aufenthaltsgenehmigung in den USA bestellt ist. Eine Nummer mehr in der Statistik:
„In den ersten 50 Tagen der Trump-Administration hat die Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) 32.809 Personen festgenommen“, heißt es in einer Stellungnahme des Heimatschutzministerium von Mitte März.
Ein paar Kilometer weiter im Stadtzentrum strömen rund 3.000 Menschen Ende März im Licht des nahenden Sonnenuntergangs auf die San Jacinto Plaza. Indigene Tanz- und Musikgruppen trommeln, Franziskaner machen Selfies, die katholische Highschool singt christliche Lieder.
Eingeladen hat die Diözese El Paso, gekommen ist nicht nur eigens Kardinal Fabio Baggio aus Rom und zahlreiche Bischöfe aus den USA, Kanada und Zentralamerika, sondern auch jede Menge Bürger der Stadt mit und ohne Migrationshintergrund.
Denunzierungen
Ruben Garcia, Direktor der Freiwilligenorganisation „Annunciation House“, die sich in der Stadt seit Jahren um die Rechte von Migranten kümmert, berichtet im Gespräch mit dieser Redaktion: „Wir haben Berichte bekommen, dass inzwischen Gelder für die Meldung von Migranten angeboten werden. Mit anderen Worten: Die Idee ist, Menschen dazu zu bringen, ihre Nachbarn für 1.000 Dollar anzuzeigen.“
Eine knappe halbe Autostunde entfernt, auf der anderen Seite der Grenze faltet eine Helferin Kinderunterwäsche zusammen. „Das sind Spenden“, sagt die Amerikanerin, die jenseits der „Borderline“ im „Casa del Migrante“ (Haus des Migranten) hilft. Wann sie gebraucht werden, ist erst einmal unklar.
Auf dem Rückweg
Seit Trumps Amtsantritt hat sich das Klima vor Ort geändert, berichtet Ivonne Lopez de Lara. Sie ist die Koordinatorin der kirchlich geführten Migrantenherberge.
Tobias Käufer
„Die Mehrheit der Migranten will wieder in ihre Heimatländer zurück“, sagt sie. „Sie sehen kaum noch eine Chance darauf, in die USA zu kommen. Die App, die Termine für Gespräche über die Asylanträge vergab, ist gelöscht.
Stattdessen bekommen die Menschen in den Nachrichten zu sehen, wie Migranten wie Schwerverbrecher ins Hochsicherheitsgefängnis nach El Salvador verlegt werden. „Natürlich machen solche Bilder etwas mit den Menschen“, sagt Lopez de Lara.
Die meisten kehren um oder versuchen in einer wirtschaftlichen starken Region in Mexiko ihr Glück. Das alles lässt sich an Zahlen festmachen: Von den 560 Plätzen im „Casa de Migrante“ sind in dieser Woche nur noch 48 belegt.
Panzer an der Grenze
Als ob die martialischen Bilder vom Hochsicherheitsgefängnis in El Salvador nicht ausreichend genug wären, stellte die US-Regierung vor wenigen Tagen auch noch einen Panzer an die Grenze zu Mexiko. Er steht im Sunland Park auf amerikanischer Seite – in Richtung Ciudad Juarez ausgerichtet.
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Source:: Kurier.at – Politik