Ukrainischer Starautor Kurkow: „Ich bin gecancelt, aber das ärgert mich nicht“

Politik

Andrej Kurkow ist der berühmteste Schriftsteller der Ukraine und ein großer Putin-Kritiker, dennoch schreibt er auf Russisch – seine Bücher kann man in seiner Heimat darum nicht kaufen. Ein Gespräch über den Wert der Muttersprache, Humor und die Blindheit der Russen.

In Kiew, wo er wohnt, könne er nur mehr schlecht schlafen, sagt Andrej Kurkow. Die Bomben wecken regelmäßig alle auf; hier in Österreich, wo er jetzt seine Bücher vorgestellt hat, sei das besser, sagt er. Kaffee trinke er trotzdem viel zu viel, sagt er. Und lächelt traurig.

Kurkow ist der berühmteste zeitgenössische Schriftsteller der Ukraine, und seit Wladimir Putin seine Heimat bombardieren lässt, schreibt der 63-Jährige auch darüber. Nachzulesen sind seine oft bitteren Gedanken in Tagebüchern, die er auf ukrainisch schreibt und publiziert; seine berühmte, wegen ihrer wunderbaren Lakonie gefeierte Prosa – zuletzt „Samson und das gestohlene Herz“ – verfasst er auf Russisch. Zu kaufen sind seine Bücher daher in seiner Heimat nicht mehr, denn der Buchmarkt hat sich mit dem Krieg komplett verändert: Bis 2014 machten russischsprachige Titel bis zu 85 Prozent aus, mittlerweile publiziert kein einziger großer Verlag mehr auf Russisch.

Was macht das mit einem Menschen, der von der Sprache lebt?

Sie waren vor zwei Jahren auch in Wien, da sprachen wir über den Humor der Ukrainer. Damals gingen Bilder von Traktoren, die russische Panzer abschleppten, um die Welt. Mittlerweile ist sie Lage trostloser denn je. Ist auch der Humor verschwunden?

Ich selbst habe viel von meinem Humor verloren. Jeder weiß, dass der Krieg noch lange dauern wird – und niemand weiß, was als nächstes passiert.

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Damals war das Land auch sehr geeint. Spricht man jetzt mit Soldaten, fühlen die sich oft allein gelassen – von der Politik, von denen, die nicht direkt betroffen sind. 

Ich würde nicht sagen, dass es eine Spaltung gibt. Ja, es gibt weniger finanzielle Unterstützung seitens der Bevölkerung für die Armee, aber das Leben ist einfach teurer geworden. Zwischen den Flüchtlingen im Ausland und denen, die geblieben sind, gibt es aber einen Riss. Die Mehrheit derer, die gegangen sind, wird nicht zurückkommen. Und die fehlen dem Land.

Vor zwei Jahren stand das Land mit riesiger Mehrheit hinter Präsident Selenskij. Wie steht er jetzt da? 

Eigentlich spielt Politik keine große Rolle mehr. Selenskijs Partei wird als künstlich wahrgenommen, und er selbst war ohnehin nie der Polit-Star, den der Westen anfangs in ihm sah.

Was erwarten die Ukrainer von Donald Trump und seiner Ankündigung, den Krieg schnell zu beenden? 

Die Wahl war ein Schock. Viele dachten, die USA würden die Hilfen einfach stoppen. Mittlerweile denken viele, dass die Amerikaner uns doch noch länger unterstützen werden – denn Putin hat offensichtlich keine Lust, mit Trump zu reden.

Hoffnungsträger ist Trump darum aber keiner. Er weiß ja selbst nicht, was er genau machen will. Auch in seinem Team sind die Meinungen gegensätzlich, Musk ist offenkundig pro Putin, andere sind große Unterstützer der Ukrainer. Da ist keine Logik dahinter.

Vor zwei Jahren sagten Sie, der Krieg wäre erst dann vorbei ist, wenn Putin tot ist. Glauben Sie das noch immer? 

Ja, sogar noch mehr. Es kann eine Kriegspause geben, aber …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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