Was machen Chinas Soldaten in der Ukraine?

Politik

„Davor hatte ich noch nie eine Waffe in der Hand. Es war meine erste Mission“, sagt der glatzköpfige Mann in dem Video. Er ist Chinese, erfährt man später durch den eingeblendeten Pass, und war ukrainischen Soldaten ins Netz gegangen – als Teil der russischen Truppen.

Vor ein paar Tagen hat der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij Peking beschuldigt, Russland mit Soldaten zu unterstützen, als Beleg dafür legte er die Befragungen zweier Chinesen vor, beide Kriegsgefangene. Sie hätten für die Russen gekämpft, sagen sie; einer berichtet sogar, die Ukrainer hätten ihn gerettet: „Wir hatten uns schon ergeben, da warfen die Russen Gasbomben auf uns. Ein ukrainischer Soldat packte mich und holte mich aus dem Unterschlupf.“

Moskau lockt mit Geld

Mehr als 150 Soldaten mit chinesischem Pass habe man identifiziert, sagt Selenskij, für die Russen kämpfen würden,  aber es gebe wohl unzählige weitere. Das sei eindeutig eine „offenkundige Beteiligung“ Chinas an dem Krieg, obwohl das Land immer behauptet hat, neutral zu sein, sagt er. Kann das sein? Und wie passt das mit der Ankündigung Chinas zusammen, irgendwann mal Friedenstruppen schicken zu wollen?

Die Situation ist nicht so einfach, wie Selenskij sie darstellt. Auf beiden Seiten kämpfen viele Soldaten aus anderen Staaten, teils legal und internationalem Recht unterworfen wie in der Internationalen Legion der Ukraine, die 20.000 Ausländer umfasst – dort sind die meisten Freiwillige, die aus Überzeugung dort sind. 

Moskau hingegen setzt schon vor allem auf Söldner, wie man spätestens seit dem Aufstand der Wagnertruppen 2023 weiß. Wagner und andere russische Söldnerfirmen rekrutieren dafür  meist in Zentralasien und Afrika, die Herkunftsländer der Soldaten haben dabei allerdings wenig mitzureden. Söldner, die gegen gutes Geld in den Krieg ziehen, verlieren zwar ihre Staatsbürgerschaft, doch das haben die Firmen meist eingepreist.

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Falsche Versprechen

Daneben setzt Russland gezielt Rekrutierer für die Streitkräfte ein – auch im Ausland, obwohl das  nicht überall legal ist. Das dürfte auch bei den zwei Chinesen der Fall gewesen sein: Einer der Gefangenen sagte laut der Ukrainskaja Pravda, er sei in China von einem russischen Vermittler angesprochen worden und habe mehr als 3.000 Euro bezahlt, um Russe werden zu dürfen – denn er hatte Probleme mit der Justiz. Doch auch  die Aussicht auf den hohen Verdienst in der Armee lockte ihn, ebenso wie den anderen Gefangenen: Ihn habe eine Anzeige überzeugt, die 24.000 Dollar für den Eintritt in die Armee versprach.

Russland platziert in den sozialen Netzwerken inner- und außerhalb des Landes ganz bewusst, wie hoch die Armeegehälter sind. Mit etwa 1.700 Euro Anfangsgehalt hat man monatlich zweieinhalb mal so viel wie ein Durchschnittsrusse, dazu gibt es hohe Boni. Das funktioniert vor allem in Zentralasien, wo die Gehälter noch unter den russischen liegen – und im teils bitterarmen China auch.

Um den Soldatenmangel auszugleichen, setzt Moskau  aber auch Zwangsrekrutierer ein. Sie konzentrieren sich vor allem auf Straftäter aus anderen Staaten und bieten Deals an: Wer in Russland verhaftet wird, kann zur Armee gehen, statt in U-Haft ein korruptes Verfahren abzuwarten. So landen viele unfreiwillig im Krieg, wohl auch viele Chinesen. Russland verhaftet seit Jahren regelmäßig chinesische Staatsbürger, die  im Grenzgebiet illegal …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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