Neben Harris und Trump stehen in den meisten Staaten weitere Kandidaten auf den Stimmzetteln. Obwohl chancenlos, haben sie dennoch Einfluss auf den Wahlausgang.
„Abandon Harris ’24“, „Mothers against Genocide“. Mit Plakaten wie diesen und wehenden Palästinenser-Flaggen standen am Wochenende Wähler der arabischen und muslimischen Community vor einem Wahllokal im Swing State Michigan. Sie skandieren aber nicht nur gegen die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris, sondern auch gegen den republikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump: „Trump und Harris, ihr könnt euch nicht verstecken. Keine Stimmen für Völkermord!“
Wenn weder Trump noch Harris – wer dann?
Eine Jüdin gegen den Nahost-Krieg
Die Kampagne „Abandon Harris“, frei übersetzt „Lasst Harris fallen“, die hinter dem Protest steckte, unterstützt die Kandidatin der Grün-Partei, Jill Stein. Sie ist für einen Waffenstillstand im Nahen Osten und beschuldigt Israel eines Genozids. Auch andere muslimische und arabische Vereine hat sie hinter sich versammelt – ihr Motiv sind der Krieg in Gaza und die Unterstützung der USA gegenüber Israel. Trump steht bekannterweise bedingungslos an der Seite des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, und die Kritik von Harris an der Kriegsführung Israels geht dieser Wählerschaft nicht weit genug.
Die 74-jährige, aus einer amerikanischen, jüdisch-progressiven Familie stammende Jill Stein ist Auffangbecken dieser Stimmen. Gerade ihre jüdische Herkunft betont sie demonstrativ, während sie mit einer Kuffiya, einem schwarz-weißen Palästinensertuch auf den Schultern, auftritt. Nach 2012 und 2016 kandidiert die Ärztin zum dritten Mal als (chancenlose) Präsidentschaftskandidatin, sie kann in 38 Bundesstaaten gewählt werden.
REUTERS/Rebecca Cook
Jill Stein von der Grün-Partei.
Abgesehen von den arabischen Stimmen holt sie mit ihrer Kritik am „The Winner Takes it All“-Wahlsystem vor allem junge Wähler aus dem ganz linken Spektrum ab. Gleichzeitig verlangt sie den Ausbau Erneuerbarer Energie, ist für ein Ende von Öl und Gas. Wirtschaftspolitisch vertritt sie ähnliche Positionen wie der linke Flügel der Demokraten, will einen höheren Mindestlohn, den Zugang zu Unis kostenlos anbieten und Studentenkredite abschaffen – und ist für die Legalisierung von Marihuana.
Linke, rechte und libertäre „Underdogs“
Stein ist nicht der einzige „Underdog“: Je nach Bundestaat stehen mehrere Unabhängige oder Kandidaten von Kleinparteien auf den Stimmzetteln; die wenigsten jedoch haben genügend Stimmen, um in allen Bundesstaaten zu kandidideren. Der bekannteste Außenseiter, Robert F. Kennedy Jr., hat sich im August aus dem Rennen zurückgezogen und Ex-Präsident Trump seine Unterstützung zugesagt. Weil damals viele Wahlzettel schon gedruckt waren, steht er in vielen Staaten trotzdem noch drauf.
Der 39-jährige Aktivist Chase Oliver tritt für die Libertäre Partei an und ist in 47 Bundesstaaten zugelassen. Er wurde mal als „Pro-Waffen-, Pro-Polizeireform- und Pro-choice-Libertärer“ bezeichnet. Er plädiert für legale Abtreibungen bundesweit, Technologieoffenheit im Kampf gegen den Klimawandel, für Einsparungen im Bundeshaushalt und gegen Zölle.
Bekannt ist auch der linke, 71-jährige Harvard-Professor Cornel West, und eigentlich Anhänger des linken Urgesteins Bernie Sanders. Er kandidiert als Unabhängiger und vertritt ähnliche Positionen wie Stein und kämpft ebenfalls um das pro-palästinensische Lager. West ist afroamerikanischer Philosoph und Theologe; in einem Interview nannte er sich einmal einen „revolutionären Christen im Tolstoi-Modus, der Tag für Tag mit seinem Glauben ringt“.
Andere chancenlose Kleinparteien, die nur in vereinzelten Bundesstaaten am Wahlzettel stehen, sind etwa die religiös-konservative Constitution Party, die …read more
Source:: Kurier.at – Politik