Wie Österreichs Gesundheitssystem wieder in die Spur gebracht werden soll

Politik

Die Regierungsverhandler von ÖVP, SPÖ und Neos sind sich einig, dass es zu Verbesserungen in der medizinischen Versorgung kommen muss. Wozu Ökonomin Maria Hofmarcher rät.

Das „Leuchtturm-Projekt“ ist neuerdings zum Modewort der heimischen Polit-Berichterstattung geworden. Mit Hochdruck suchen die Regierungsverhandler von ÖVP, SPÖ und Neos nach großen Vorzeige-Vorhaben, mit denen bei der Bevölkerung um Zustimmung für die künftige Dreierkoalition geworben werden soll.

Einer dieser „Leuchttürme“ könnte aus dem Bereich Gesundheit kommen. Etwa Maßnahmen zur Verkürzung der Wartezeiten auf Termine bei Kassen-Fachärzten. Doch welche Schritte sind laut Experten notwendig, um das kränkelnde Gesundheitssystem wieder in die Spur zu bringen? 

Der KURIER hat mit der Ökonomin Maria Hofmarcher gesprochen.

Prävention, auch zur Kostendämpfung

Aufgrund des wachsenden Anteils älterer Menschen und moderner Medikamente, die extrem teuer sind, drohen die Gesundheitskosten sehr stark zu steigen. „Es sind daher Maßnahmen zur Reduktion des Versorgungsbedarfs notwendig“, sagt die Gesundheitsexpertin. Allen voran die Prävention. „Wir brauchen endlich eine Vorsorge-Strategie, die alle Bevölkerungsgruppen im Auge hat – von den Babys bis hin zu den alten Menschen und jenen mit Migrationshintergrund.“

PrivatPsychische Gesundheit aufwerten

Nach wie vor würden psychische Erkrankungen nicht gleichwertig wie körperliche Beschwerden betrachtet, kritisiert Hofmarcher. Dies gelte nicht zuletzt für die Bereitstellung von Behandlungen auf Krankenkassen-Kosten. „Die Kassenplätze für Psychotherapie sind kontingentiert. Patienten, die keinen mehr bekommen, müssen tief in die Tasche greifen.“ Hier sei eine Aufstockung der Angebote notwendig. Besonders bei der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen sieht die Expertin enorme Versorgungslücken.

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Den ungeliebten Finanzierungsmix nutzen

Seit Jahrzehnten sind sich alle Experten einig: Eines der Grundübel des heimischen Gesundheitssystems ist die Zersplitterung der Finanzierung zwischen Bund, Ländern und Sozialversicherung. Abhilfe würde die viel beschworene „Finanzierung aus einer Hand“ schaffen. Doch, dass sie jemals Realität wird, sei laut Hofmarcher eher unrealistisch. Umso wichtiger sei es, das bestehende System zu optimieren. „Man könnte die Bundesländer und die Krankenversicherungen zwingen, enger zusammenzuarbeiten – etwa über ein Anreizsystem“, so die Expertin. Sie kann sich vorstellen, die Gemeinden aus der Spitalsfinanzierung zu entlassen.

KURIER-Grafik

Dabei geht es um immerhin jährlich 1,4 Milliarden Euro, die an die Länder fließen. Diese Mittel könnten leistungsorientiert für den Ausbau der ambulanten Versorgung (z. B. mehr Arzt-Ordinationen) ausgeschüttet werden. „Das wäre eine notwendige und mögliche Strukturreform.“ Hofmarcher unterstützt aber auch einen Vorschlag von ÖGK-Obmann Andreas Huss: Er plädiert für die Anhebung des staatlichen Zuschusses für den Krankenversicherungsbeitrag für Pensionisten. Dies hätte den Vorteil, dass mehr Geld ins Gesundheitssystem fließen würde, ohne dass dafür die Sozialversicherungsbeiträge erhöht werden müssen.

Personal effizient einsetzen

Angesichts knapper Ressourcen müsse mit dem Personal sorgsamer umgegangen werden und die Arbeitsproduktivität erhöht werden. „Dazu gehört, dass die altmodische Trennung zwischen medizinischen und nichtmedizinischen Berufen aufgehoben wird“, sagt Hofmarcher. Letztere könnten demnach eine stärkere Rolle in der Primärversorgung spielen – etwa wenn es darum geht zu entscheiden, in welcher Versorgungseinheit der Patient mit seinen Beschwerden am besten aufgehoben ist.

Wirtschaftsfaktor Gesundheit

Für die Expertin ist der Beitrag des Gesundheitswesens zur Wertschöpfung nicht zu unterschätzen. Umso wichtiger seien gezielte Investitionen in Life Science sowie öffentlich-private Partnerschaften – auch um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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