Zensur: LGBTQ-Bücher verschwinden aus britischen Schulbüchereien

Politik

Jede zweite Schul-Bibliothekarin ist laut aktueller Umfrage aufgefordert, Bücher aus dem Regal zu nehmen. Die Lesung eines LGBTQ-Autors wurde von der katholischen Kirche verhindert.

Es gibt einen langjährigen Scherz, schreibt die britische Autorin Juno Dawson, dass man nach dem Outing als lesbische, schwule, bi- oder transsexuelle Person eine Mitgliedschaft und eine Anleitungsbuch erhalten sollte. Mit  „This Book Is Gay“ habe sie nun eine solche Anleitung verfasst.

Darin informiert die frühere Sexualkundelehrerin Dawson mit kompakten Grafiken und kurzweiligen Fragebögen über Tabuthemen, untersucht Stereotypen auf ihren Wahrheitsgehalt und gibt Anleitungen, zum Beispiel fürs Flirten. Es ist ein Buch, das sich in humorvoller Weise vor allem an ein junges Zielpublikum richtet – doch dieses kommt nicht mehr so leicht dazu. „This Book Is Gay“ ist eines jener LGBTQ-Bücher, das in einzelnen britischen Schulbüchereien verboten wurde. 

Vom Bilder- bis zum Sachbuch

In einer Umfrage der Plattform „Index on Censorship“ unter rund 50 Schulen gaben mehr als die Hälfte der befragten Schulbilbliothekarinnen (53 Prozent) an, dass sie bereits dazu aufgefordert wurden, Bücher mit LGBTQ-Fokus aus ihrem Angebot zu nehmen. Das berichtete der Independent.

Oft kämen die Aufforderungen nach einer einzigen Beschwerde. In der Hälfte der Fälle verschwanden die Titel dann tatsächlich aus den Regalen.

Neben Dawsons Ratgeber war etwa auch das Alphabetisierungsbuch ABC Pride betroffen oder Jessica Loves Julian is a Mermaid. 

Verlag Knesebeck

Dieses  Bilderbuch erzählt die Geschichte von Julian, der von Meerjungfrauen fasziniert ist, beginnt sich mit Vorhangstoffen und Farnen zu verkleiden und von seiner Großmutter so akzeptiert wird, wie er ist. Es wurde mit dem Stonewall Book Award und dem Klaus Függe Preis ausgezeichnet. 

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Katholische Kirche verhinderte Lesung

In der John Fisher School, erzählte die dortige Bibliothekarin im Zuge der Umfrage, wurde eine LGBTQ-Veranstaltung sogar verhindert. Simon James Green, einer der erfolgreichsten LGBTQ-Autoren Englands, hätte 2022 zu einer Lesung in die katholische Bubenschulen in London kommen sollen – bis die katholische Kirche Wind davon bekam. 

Die zuständige Erzdiözese Southwark ließ die Lesung absagen und  Schulräte entlassen. Auch die Webseite Catholic Truth mobilisierte  gegen das Event: „Katholische Schulen können unter keinen Umständen den Glauben der Schüler gefährden, indem sie etwas als gut darstellen, das vom göttlich vermachten Lehramt der Kirche Christi verurteilt wird.“

In der Folge erhielt Simon James Green Hassnachrichten: Er verdiene es zu sterben und in der Hölle zu schmoren. „Ich hätte nicht gedacht“, sagt der Autor damals zum Guardian, „dass so etwas heute im Vereinigten Königreich passieren kann.“

REUTERS/Mina KimWeiter zugespitzt

Doch nun, zwei Jahre später, sei die Siutation noch gefährdeter, meinte die Bibliothekarin der John Fisher Schule zum Independent: „So ziemlich jede Bibliothekarin, mit der ich gesprochen habe, sagt, dass es heute ein größeres Thema ist als noch vor fünf Jahren.“  Dabei sei es doch der Sinn von Büchern, sich in verschiedene Personen zu versetzen und unterschiedliche Blickwinkel auszuprobieren. 

Doch warum der Fokus auf Bücher? „Man kann keine Person davon abhalten, sich als schwul oder lesbisch zu outen. Aber man kann ein Buch infrage stellen“, sagte Juno Dawson im Frühling zum Evening Standard. Und: Es war ihr stets klar gewesen, dass die Mentalität …read more

Source:: Kurier.at – Politik

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