Zwei Prozent Inflation? Ziel der Regierung laut WIFO „nicht erreichbar“

Politik

Österreich zählt zu den EU-Staaten mit der stärksten Preissteigerung. Auf rund 4,1 Prozent kletterte die Inflation im November – und ist damit beinahe doppelt so hoch wie der Durchschnitt der Eurozone. Gleichzeitig hat die Bundesregierung angekündigt, die Inflation 2026 auf zwei Prozent senken zu wollen. Ist dieser Wert denn realistisch?

Das WIFO hat in der Oktober-Prognose eine Inflationsrate von 2,4 Prozent für 2026 erwartet. Die nächste Prognose erscheint kommende Wochen. „Das Zwei-Prozent-Ziel der Bundesregierung ist auf Basis dessen, was jetzt bekannt ist, aus unserer Sicht nicht erreichbar“, sagt WIFO-Ökonom Josef Baumgartner. „Die Inflationsrate für 2026 wird nach unserer Einschätzung bei 2,6 bis 2,7 Prozent liegen.“

Der Anstieg sei auf zwei Effekte zurückzuführen: Die Inflationsraten für Oktober, November und Dezember 2025„sind etwas höher ausgefallen als wir das in der Oktober-Prognose unterstellt haben“, sagt Baumgartner. Und diese höheren Werte wirken auch in die Jahresinflation 2026 hinein.

Warum die Inflation zu Jahresbeginn sinkt

Heuer liegt die Inflationsrate bei durchschnittlich bei 3,5 Prozent. Mit Jänner 2026 dürfte sie laut Baumgartner bei 3 bis 3,25 Prozent liegen – also merklich sinken. Warum? 

Vor allem wegen Basiseffekten – wie der Wegfall der Strompreisbremse, die Erhöhung der Netzentgelte, die Wiedereinhebung Ökostromförderung sowie die Erhöhung der Energieabgaben auf Strom und Erdgas die allesamt im Jänner 2025 wirksam wurden und die Inflationsrate heuer das ganze Jahr hindurch befeuert haben. Diese Effekte fallen ab Jänner 2026 weg und reduzieren die Inflationsrate um bis zu einen Prozentpunkt.

Inflationssenkenden Maßnahmen der Regierung

Die Regierung versucht derzeit, inflationssenkende Maßnahmen zu finden. Kanzler Christian Stocker (ÖVP) hat angekündigt, weitere 500 Millionen Euro – etwa aus Bundesbeteiligungen – in die Senkung der Energiekosten investieren zu wollen. Das könnte einen Effekt haben, der die Inflationsrate 2026 um ein bis zwei Zehntelpunkte senke, so Baumgartner. Eine dafür notwendige Sondersitzung findet diese Woche im Parlament statt. Bereits beschlossen wurde mit den Stimmen der Grünen  das ElWG (Elektrizitätswirtschaftsgesetz) vulgo „Günstiger Stromgesetz“. 

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Die Wirkung dieser Maßnahme auf die Gesamtinflationsrate sei aber relativ klein, sagt Experte Baumgartner. Sie treffe rund 250.000 Haushalte – also rund 6 Prozent aller privaten Haushalte. „Das wird die Gesamtinflation zwar nur wenig drücken, hilft aber den Haushalten mit den geringsten Einkommen, die es am dringendsten brauchen und wirkt sehr zielgerichtet.“

Inflationssteigernde Maßnahmen der Kommunen

Deutlich sind aus Baumgartners Sicht inflationssteigernde Schritte, die insbesondere die Gemeinden für 2026 umsetzen: „Ich gehe davon aus, dass vor allem die Steigerung der Tarife und kommunalen Gebühren zur Inflation 2026 noch stärker beitragen werden als im heurigen Jahr. 

Wien erhöht als größte Kommune mit Jahresbeginn unter anderem die Öffi-Tarife und die Parkgebühren.“ Die Statistik Austria dürfte den Effekt der teureren Öffi-Tickets Monat für Monat gleichmäßig einrechnen: „Sie hat über keine Informationen, wann die meisten Menschen ihre Jahreskarte kaufen. Das heißt, der zusätzliche Inflationsbeitrag wirkt nicht sofort zur Gänze wirksam, kumuliert sie aber bis zum Jahresende.“

Baumgartner glaubt, dass auch andere Kommunen ähnlich vorgehen werden – auch über höhere Wasser-,Müll- oder Abwassergebühren. Weshalb? „Weil alle Gemeinden ihre Haushalte konsolidieren müssen und sie haben ob ihrer Aufgaben nur wenig Spielraum, um groß einzusparen zu können. Direkt Geld einnehmen können sie über die öffentlichen Tarife und Gebühren.“ …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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