Drei Frauen will die Hamas heute nach Israel zurückschicken, das Rote Kreuz begleitet den Austausch. Dort bereitet man sich auch auf die Identifizierung von Leichen vor.
Als Zitterpartie begann am Sonntag die erste Stufe des Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der militanten islamistischen Hamas-Miliz aus dem Gazastreifen. Um fast drei Stunden verzögerte sich die für 8:30 Uhr angesetzte Waffenruhe. In dieser Zeit feuerte die Hamas wieder Raketen ab. Israels Armee griff weiter Hamas-Kämpfer an. In weiten Teilen ist das Abkommen ohnehin unklar formuliert, auch wurden nicht alle Paragrafen veröffentlicht. Alle reden von einem „Deal“, dabei ist es eigentlich ein mehrwöchiger Prozess. Dessen Umsetzung tagtäglich neu gefährdet ist.
Ursache der Verzögerung am Sonntag war die Unfähigkeit der Hamas, pünktlich eine Liste mit den Namen der 33 israelischen Geiseln vorzulegen. „Ein rein technisches Problem“, beteuerte am Sonntagmorgen Taher al-Nunu aus der Hamas-Führung.
Nicht alle Geiseln in Händen der Hamas
Was nicht unerwartet kommt. Denn nicht alle verbliebenen 98 Geiseln befinden sich in der Gewalt der Hamas. Beim Massaker-Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 verschleppten auch andere Milizen und sogar Privatpersonen israelische Geiseln. Um die 40 sollen noch leben. Die anderen sollen getötet worden sein. Insgesamt wurden an diesem Tag 1200 Menschen von der Hamas ermordet.
Darum hat sich das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, das auch diesen Austausch begleitet, auch auf die DNA-Identifizierung von Leichen vorbereitet. Was den Austausch ebenfalls verzögern kann. Voraussetzung ist eine enge Zusammenarbeit mit der israelischen Seite. Infolge der Erfahrungen bei einem ersten Austausch im Dezember 2023 hat das IRK diesmal eigene Lazaretts zur Ersten Hilfe eingerichtet. Mit der Hamas wurde eine verbesserte Absicherung der Ausfahrtswege verabredet. Was Übergriffe von Demonstranten gegen den Geisel-Transport verhindern soll.
REUTERS/DAWOUD ABU ALKAS“Temporäre Lösung“
Bis Anfang März sollen jeden Sonntag Dreiergruppen weiterer Geiseln mit Strafgefangenen ausgetauscht werden. Wobei jeder Tausch wieder durch technische Probleme oder gezielte Sabotage von Gegnern des Abkommens auf beiden Seiten gefährdet ist. Israels Premier Benjamin Netanjahu betonte noch am Wochenende, das Abkommen regele nur „einen temporären Waffenstillstand“. Israel habe auch die „volle US-Rückendeckung“ für eine Neuaufnahme der Kämpfe: „Wann immer Israel einen Bruch des Abkommens durch die Hamas feststellt.“
Er bezog sich dabei auf Telefonate mit dem alten Präsidenten Joe Biden wie mit dem neuen Donald Trump. In öffentlichen Äußerungen bekräftigten aber beide in den letzten Wochen mehrmals, das Abkommen ziele auf „eine vollständige und langfristige Waffenruhe“ ab. Eigentlich hatte Netanjahu sich von Trump verstärkte Unterstützung erhofft. Stattdessen häufen sich jetzt Signale aus Washington, die ihn zu einem Kriegsende zwingen sollen. Trumps Nahostbeauftragter Steve Witkoff: „Wenn wir uns nicht anfreunden können, packen wir wieder die Koffer.“
Koalition wackelt
Netanjahu geriet aber mit Unterzeichnung des Abkommens unter inneren Druck. Sein radikalster Koalitionspartner gab bereits am Wochenende den Austritt aus der Regierung bekannt, Polizeiminister Itamar Ben-Gvir trat zurück. Eine zweite Partei will damit noch warten. „Werden die Kämpfe in Gaza bald wieder aufgenommen,“ so Finanzminister Bezalel Smotrich am Sonntag im Radiosender Kan, „können wir in der Koalition bleiben.“ Doch besteht für Netanjahu keine unmittelbare Sturzgefahr. Hat doch die Opposition angekündigt, zur Freilassung aller Geiseln den Premier im Parlament zu …read more
Source:: Kurier.at – Politik