Ein entbehrlicher Slalom zur falschen Fußball-Zeit

Sport

Der ORF darf sich am Sonntag über ein Millionen-Publikum dank des Sports freuen. Wobei dank des ÖFB nicht nur am Vormittag Slalom gefahren wird.

Vor dem ersten Slalom der Saison und dem letzten Länderspiel des Jahres steht ein Sonntag-Sieger schon fest. Der ORF. Weil sowohl am Vormittag, wenn mit Marcel Hirscher der carvende (halbe) Holländer nach fünfjähriger Frühpension im finnischen Levi Kurzski anschnallt als auch abends, wenn Ralf Rangnicks Team den Nations-League-Gruppensieg anpeilt, eine Million Leut’ auf den mit Top-Quoten sonst nicht sehr gesegneten Einserkanal schalten werden.

Bei den Übertragungen wird’s heißen, wie schwer auf einem leichten Hang (wie jener in Levi) das Gewinnen ist. Und dass gerade ein angeschlagener Gegner gefährlich sei. Ungeachtet dieser Weisheit gebührt der Sportnation Slowenien trotz des 1:4 gegen Norwegen Respekt. Hat doch das kleine Nachbarland mit zwei 2,1 Millionen kaum mehr Einwohner als Wien, aber mindesten ebenso so viele Topathleten wie ganz Österreich. Zum Beispiel …

… Olympiasiegerinnen 2024 im Klettern und Judo; einen zweimal ins NBA-All-Star-Team gewählten Basketball-Ex-Europameister; oder den vom Skispringer zum Rad-Olympiasieger 2021 gewordenen Primoz Roglic. Oder Tour-de-France-Dominator Tadej Pogacar. Wäre er Österreicher, hätte ihn die Politik spätestens nach dem dritten Tour-Gesamtsieg mit der Sänfte zum Blitzlichtbad nach Wien tragen lassen. Obwohl Sport hierzulande keinen hohen Stellenwert genießt und es kein Zufall ist, dass bald zum 16. Mal innerhalb von 25 Jahren einem anderen Politiker die Letztverantwortung für den Sport umg’hängt werden wird.

Vor genau 25 Jahren qualifizierten sich die Slowenen übrigens erstmals für die Fußball-EM. Zudem schafften sie es seither (im Gegensatz zu Österreich) zweimal zur WM.

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Am heutigen 17. 11. jährt sich auch (zum zwölften Mal) der Todestag des Slowenen Branko Elsner. Jenes Uni-Professors, der Innsbruck zwei Mal zum Meister machte, als ÖFB-Teamchef später zwar (auch weil Hans Krankl schon zu alt und Toni Polster noch zu jung war) glücklos blieb, sich aber Verdienste um Österreichs Nachwuchs erwarb. Indem Elsner als Austria-Jugendleiter durchsetzte, dass Kinder nicht wie früher auf dem ganzen Feld, sondern bloß auf den halben kicken, wodurch Dribbling und Übersicht auf engem Raum geschult werden.

Seit 2016 stellt Slowenien mit Aleksander Ceferin Europas Fußball-Präsidenten – ein Jurist. Sein Image hat konträr zu dem anderer internationaler Funktionärsbonzen kaum Kratzer. Auch strahlt Ceferin Autorität aus, wie man sie bei ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer vermisst. Er gleicht im hausgemachten Konflikt mit Rangnick einem Slalomfahrer. Ohne Ski.

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Source:: Kurier.at – Sport

      

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