Frauen im Sport in den 1970ern? „Nein, Fußball ist mir zu proletoid“

Sport

Auch beim ersten Wien-Marathon galt schwitzen noch als unanständig und wenn nicht – dann als männlich.

Ob mit Laufschuhen oder an TV-Mikrofonen – immer mehr Frauen geben im Sport den Ton an. Konträr zum letzten Jahrhundert. In dem hatten Vorurteile dominiert.

Bis 1970 war Frauen-Fußball in Deutschland verboten. Während sich der ÖFB an die UEFA-Weisung hielt und seinen Vereinen befahl, auf ihren Plätzen keine weiblichen Wesen kicken zu lassen. Umgekehrt waren die Vorurteile ähnlich groß.

Noch zu Zeiten, als Hans Krankl und Herbert Prohaska ihre Profi-Karrieren begannen, bekam der damalige KURIER-Sportchef Josef Huber im Bemühen, die Sportredaktion mit einer Dame zu verstärken, zu hören „Nein danke, Fußball ist mir zu proletoid‘. Und mit spinnerten Läufern möcht’ ich auch nix zu tun haben.“

Noch im 79er-Jahr reagierte die angesehene Leiterin einer überlangen Redaktionskonferenz, die ich ungeduldig wegen meiner Mitkickerei an einem Wiener-Liga-Spiel verlassen wollte, mit den Worten „Aber Herr Kollege, schwitzen ist doch unanständig.“

Noch am 25. März ’84, dem Tag des ersten Wiener City-Marathons, schimpften Autofahrer ins KURIER-Telefon, wie sie denn dazu kämen, wegen „ein paar Narrischen“ Umwege fahren zu müssen. Und der sonst so geschätzte Chronik-Redakteur gab den Anrufern recht.

794 Männer (darunter sechs, die sogar 41 Jahre später wieder starten) und 25 Frauen hatten bei der Wien-Premiere 1984 nach 42,195 Kilometern das Ziel gesehen.

Inzwischen ist Ausdauersport gesellschaftsfähig geworden. Im Wienerwald kommen einem gefühlt mehr Frauen als Männer laufend entgegen. Ein Eindruck, der durch die Rekordzahl von 45.000 Anmeldungen bestätigt scheint, weil …

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… erstmals der Frauenanteil im Teilnehmer- pardon TeilnehmerINNENfeld über 25 Prozent (1984 waren es 2%) beträgt;
und erstmals für den 5-Kilometer-Lauf, der im Finish ebenfalls am Burgtheater vorbeiführt, mehr Frauen (= 52 Prozent) als Männer um eine Startnummer ansuchten.

Kurzum: Es wird so viel gerannt wie noch nie. Was auch für den Frauenfußball gilt, wenn auch zuweilen unbelohnt bleibt. Wie beim 1:3 gegen die Niederlande im ausverkauften Stadion von Almelo, wo die Österreicherinnen, entnervt durch eine Frau Schiedsrichter, abwechselnd dem eigenen Fehlpass und starken Holländerinnen nachliefen.

In solch internationalen Matches legen die Frauen nicht selten eine Viertel-Marathondistanz zurück. Und damit mehr als die Herren Stars im 70er-Jahr. Als Genies wie Franz Beckenbauer, Pele und Johan Cruyff das (balltechnische) Maß aller Dinge und Damen als TV-Fußballexpertinnen noch undenkbar gewesen waren.

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Source:: Kurier.at – Sport

      

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