Harakiri: Wovor FIS-Direktor Trinkl die Skiverbände gewarnt hat

Sport

Karbonsocken hätten „gefährliche Auswirkungen auf den Nachwuchs“, so der Oberösterreicher.

St. Anton. Wo sich Federica Brignone über ihren 30. Weltcupsieg freut, berichtete ihre von einer Slalom-Siegläuferin zur Journalistin gewordene Mama Rosa-Maria Quario schon bei der WM 2001 über die Goldabfahrt von Hannes Trinkl. Als der zwei Zehntel schneller als Hermann Maier war. Doch Trinkl, 57, will alte Zeiten nicht aufgewärmt wissen, geschweige denn glorifizieren. Der Ex-Champion („Ich habe die WM von damals schon vergessen“) zieht vielmehr einen Vergleich zur aktuellen Rennläufer-Generation:

„Die ist besser als wir. Die Athleten jetzt haben mehr als nur viel Kraft. Wir waren auch koordinativ net so weit wie die.“ Trinkl steht die Beurteilung zu. Sieht er doch öfter als Ex-Kollegen deren Nachfolger aus nächster Nähe vorbeirasen.

Trinkl kommt im Morgengrau als Erster auf den Berg. Verlässt ihn als Letzter im Dunklen. Denn der Oberösterreicher ist seit zehn Jahren der für den Speedbereich zuständige FIS-Direktor im Herren-Weltcup. Und als solcher nach Unfällen mit im Fadenkreuz der Kritik. Ferndiagnostiker eines deutschen Qualitätsmediums nannten Trinkl auch schon Schinderhannes. Nicht wissend, dass gerade für ihn die Risiko-Minimierung oberste Priorität hat.

Als Rennläufer und Weltmeister konnte er selbst vor heiklen Abfahrten „gut schlafen“. Als Weltcupdirektor gelingt ihm das nicht. Vor allem…

… wenn die Lichtverhältnisse so problematisch sind wie stets zu Jahresende in Bormio;

… und wenn materialtechnisch alles ausgereizt wird.

So sehr Trinkl nachvollziehen kann, dass Serviceleute die Skier Winter für Winter noch schneller machen wollen. So sehr plagten ihn bei Zyprien Sarrazin ungute Vorahnungen.

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Etliche Abfahrer verwenden Karbonschalen unter der Zunge des Skischuhes. Laienhaft formuliert gleichen diese kurzen Schienbeinschützern, die bewirken, dass der Ski auf jede kleinste Bewegung reagiert. Vor allem dann, wenn der Abfahrer, so Trinkl, die „Karbonsocken bis unter die Kniegelenke raufzieht“. Wie dies Streif-Sieger Sarrazin tat.

„Uns ist schon länger aufgefallen, dass er damit extrem kurze Radien, extreme Kurven fahren kann, der Ski extrem bissig ist“ Das sollte, wie sich beim Franzosen grausam zeigte, Harakiri mit Anlauf gewesen sein.

Vergeblich habe man, so Trinkl, vor den Gefahren der Karbonsocken gewarnt. Verbände verhinderten ein Verbot. „Das hat gefährliche Auswirkungen auf den Nachwuchs“, warnt Trinkl. Der aus Erfahrung weiß, dass junge Hasardeure ihre Idole kopieren; und der nicht unglücklich darüber wirkt, dass sein talentierter Sohn das Rennfahren aufgab und sich der Bergrettung in Hinterstoder anschloss.

Sarrazin, der in Bormio trotz Sturzhelm eine schwere Schädelverletzung erlitt, ist außer Lebensgefahr. Doch die Gehirnschwellung wirkt sich auf die Augen aus. Noch ist nicht sicher, ob er die Abfahrt von Kitzbühel, wo er im Vorjahr auftrumpfte, in zwei Wochen vor dem Bildschirm miterleben kann. Zumal Sarrazin, 30, noch Doppelbilder sieht.

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Source:: Kurier.at – Sport

      

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