Warum bei Österreichs ältestem Fußballklub und bei Andreas Ivanschitz, der vom jüngsten Teamkapitän zum Vienna-Sportdirektor wurde, die Vision 2026 mehr als nur Utopie ist.
Am 15. November werden’s genau 130 Jahre sein, seit in Wien das erste Fußballspiel stattfand. Gewagt (und 0:4 gegen Cricket verloren) von Vienna. Von Österreichs ältestem Fußballklub, bei dem jetzt Andreas Ivanschitz, der als 19-jähriger Rapidler unter Hans Krankl jüngster Teamkapitän der Länderspielgeschichte geworden war, der Sportdirektor ist.
Im Bauch der inzwischen auch schon 50 Jahre alten überdachten „neuen“ Tribüne auf der Hohen Warte teilen sich Ivanschitz und Geschäftsführer Thomas Loy ein bescheidenes Mini-Büro ohne Fenster. Doch die sportlichen Aussichten der Blau-Gelben sind rosig. Deren „Vision 2026“, das Comeback in der obersten Liga, scheint keine Utopie mehr zu sein.
Viennas Profi-Mannschaft liegt in der zweiten Bundesliga nach vier Siegen in Serie im Spitzenfeld. Die (großteils aus Junioren bestehenden) Vienna Amateure spielen in der Wiener Stadtliga ganz vorne mit. Was Ivanschitz besonders freut, musste doch Viennas „Erste“ nach der Insolvenz vor sieben Jahren sogar eine Klasse tiefer (= zweite Stadtliga) beginnen. Zu dieser Zeit kam Ivanschitz nicht wegen eines Jobs, sondern wegen seiner kickenden Kinder zur Vienna. Sein ehemaliger Rapid-Mannschaftskollege Markus Katzer hatte ihm dazu geraten mit dem Versprechen, wonach Vienna eine Jugendabteilung mit Perspektive habe.
Aufgewertet
Inzwischen ist im kaum zwei Kilometer vom nobleren Döbling entfernten 20. Bezirk mit Gemeindehilfe und finanziellem Engagement von Immo-United-Besitzer Roland Schmid (dem nach wie vor Ambitionen für das ÖFB-Präsidentenamt nachgesagt werden) für Burschen und Mädchen ein Trainingszentrum mit drei Spielfeldern entstanden. Und inzwischen ist Katzer, 44, durchaus erfolgreich zu Rapid gewechselt. Und Ivanschitz, 41, bei Vienna dessen Nachfolger geworden. Einer, der über ungleich mehr internationale Erfahrung als der ganze Vienna-Kader verfügt.
In fünf Ländern absolvierte Ivanschitz als Legionär insgesamt 271 Pflichtspiele.
In Athen erwies er sich – so wie davor einmal in Wien als Rapid-Torschütze gegen Austria – zum Entsetzen der Olympiakos-Fans als Derby-Spezialist, zumal er in deren gefürchteten Arena in Piräus für Panathinaikos traf.
Aufgeschaut
In Mainz, wo Ivanschitz vier Jahre durchhielt, sei er von der durchstrukturierten Strategie seines peniblen Trainers „tief beeindruckt“ gewesen. Wobei es sich beim Bewunderten um Thomas Tuchel handelte, der jetzt neuer Teamchef Englands ist.
In Valencia hat Ivanschitz in Rekordzeit Spanisch beherrscht und unter anderem in Stadtderbys mit UD Levante gegen den populäreren CF Valencia festgestellt, dass die Spanier – konträr zu mitteleuropäischen Sitten – selbst in den heißesten Schlachten auf Spielkultur achten.
In den USA wurde Ivanschitz mit den Seattle Sounders (so wie danach zum Karriereabschluss mit Pilsen in Tschechien) Meister, als er „bei minus 15 Grad in Toronto“ im finalen Elferschießen die Nerven behielt.
Die Heimspiele hatte man in Seattle ausnahmslos auf Kunstrasen bestritten. Was der mehr von seiner Technik als von Grätschen profitierende Ivanschitz nicht als Nachteil empfand. Die beiden torlosen Länderspiele in Kasachstan sind dem 69-fachen Internationalen jedenfalls weniger wegen des damaligen Kunstrasens (am Donnerstag können Christoph Baumgartner und Co. konträr zu 2011 und 2012 auf Naturgrün spielen) sondern wegen des langen Fluges und vierstündiger Zeitdifferenz in unangenehmer Erinnerung.
Seinen Sohn Ilia (17) lässt der dreifache Papa Ivanschitz nicht bei Vienna sondern in …read more
Source:: Kurier.at – Sport