Mangelware Schiedsrichter: Österreichs Kampf gegen das Imageproblem

Sport

Österreich hat zu wenige Schiedsrichter. Eine Professionalisierung wie in Top-Ligen ist nicht in Sicht. Doch warum sollte man sich den Job antun?

Beschimpfungen von der Bank, Rudelbildung nach dem Spiel, Kritik an VAR-Entscheidungen, Schmähgesänge von den Rängen. Als Schiedsrichter braucht man eine dicke Haut. Rund 2.600 Menschen in Österreich tun sich den Job dennoch Woche für Woche an. Zwar freut sich der ÖFB momentan über stetigen Zulauf – insbesondere in Ballungsräumen wie Wien und Graz –, aber es sind immer noch zu wenige.

Zuletzt hörte man immer wieder von einigen Landesverbänden, dass Schiedsrichter am Wochenende von Spiel zu Spiel fahren müssen, damit die jeweiligen Runden überhaupt gespielt werden konnten. „Es sind zu wenige. Wenn wir 3.000 hätten, wäre das schon sehr gut“, sagt Ali Hofmann, der beim ÖFB das Schiedsrichterwesen leitet. 3.500 ist als Ziel ausgegeben.

Imageproblem der Schiedsrichter

„Wir haben leider teilweise ein Imageproblem“, sagt er. Die Darstellung und Wahrnehmung der Schiedsrichter sei oft nicht positiv. „Das ist auch zum Teil dem Verhalten der Spieler und der Fans geschuldet. Es gibt regelmäßig Übergriffe gegenüber Schiedsrichtern, teils auch von Eltern, Vereinsangehörigen, Trainern.“

Umgekehrt helfe es enorm, zu sehen, wo österreichische Top-Schiedsrichter überall hinkommen. Etwa in die Europa und Conference League. „Wir hatten letztes Jahr auch sehr attraktive Länderspiele in Italien, Portugal, England oder Deutschland.“

Dass man derzeit keinen Champions-League-Referee stellt, ist ein Wermutstropfen für den ÖFB. Gleichzeitig ist die Königsklasse ein erklärtes Ziel für die nächsten Jahre: „Wir sind der Meinung, dass es nur eine Frage der Zeit ist.“

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Um Top-Leute zu haben, braucht es – wie überall im Sport – einen breiten Unterbau. Seit das Refereewesen in den Coronajahren Hunderte Aktive verloren hat, etwa weil sich der Job für sie nicht mehr rentierte, versucht der ÖFB, aktiv junge Menschen für den Job zu begeistern.

Kein Match ohne Schiri

Durch Mundpropaganda, Information auf Messen und Events, auf denen sich junge Menschen tummeln, über social media, unter Ex-Fußballern, sogar mit Kinowerbung hat man es versucht. „Man muss auch den Leuten erstmal wieder ins Bewusstsein rufen, dass ein Fußballspiel – egal in welcher Klasse – eben auch nur abgehalten werden kann, wenn ein drittes Team auf dem Platz steht“, sagt Hofmann über die notwendigen Schiedsrichterteams.

Seine Rechnung: Schiedsrichter werden nicht besser, wenn sie in der Öffentlichkeit ständig negativ dargestellt werden. Denn dann kämen die besten nicht. Vor allem stehe man dann im Fokus, wenn etwas nicht klappt.

Was Schiedsrichter hingegen leisten, werde nur selten beachtet. „Entscheidungen, die manchmal über Millionen entscheiden, bei über 180 Puls. Wenn du in der Lage bist, so eine kognitive Fähigkeit abzuliefern unter dermaßen physischer Belastung, musst du schon was draufhaben“, sagt Hofmann.

Die Aufwandsentschädigung allein, die die meist nebenbei Vollzeit arbeitenden Schiedsrichter in Österreich erhalten, ist nicht Anreiz genug. 1.600 Euro brutto erhält ein Bundesliga-Schiedsrichter pro Partie. Nicht jeder Berufstätige fährt dafür gern jedes Wochenende durch das Land.

Profi-Schiedsrichter, wie es sie teils in Deutschland, England oder Spanien gibt, sind hier derzeit kein Thema. Doch nächste Saison will man beim ÖFB ein Konzept für eine semiprofessionelle Tätigkeit vorlegen. Es könnte dann eine Art Fixum pro Monat für Schiedsrichter in erster …read more

Source:: Kurier.at – Sport

      

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