Nina Burger: Eine Sportlerin mit Herz kann ihr Versagen nicht vergessen

Sport

Die Schuldgefühle der ehemaligen Top-Kickerin und Vorzeigefrau sind nach dem tragischen Unfall übermäßig groß.

Sie wird weder das Weihnachtsfest noch drei Tage nach dem Heiligen Abend ihren 37. Geburtstag groß feiern. Ein Fehlverhalten am Lenkrad, wie es vielen Autofahren passieren kann und dennoch unverzeihlich ist, hat das Leben der österreichischen Fußball-Rekordschützin verändert.

Nina Burger sagt nicht, in welcher Funktion und ob überhaupt sie jemals wieder mit ihrer Erfahrung ihrem geliebten Sport dienen wird.

Die frühere Fußball-Herzeigefrau lässt kein Interview zu. Sie will schon gar nicht den Eindruck erwecken, als habe sie die Erinnerungen verdrängt an den Autounfall, mit dem sie vor zwei Jahren nahe ihres Heimatorts im Tullnerfeld eine Mutter zur Witwe und zwei Kinder zu Halbwaisen machte, als sie in einen folgenschweren Sekundenschlaf verfallen und auf die Gegenfahrbahn geraten war.

Polizei-Kollegen nahmen der Frau Revierinspektor den Führerschein ab. Strafrechtlich wurde sie, weil sie beim Alkotest unter der 0,8 Promille-Grenze geblieben war, nicht belangt. Sondern nur angeklagt, weil sie eingeschlafen war.

Burgers Schuldgefühl war so allgegenwärtig, dass sie entgegen des Ratschlags ihres Anwalts auf eine Berufung gegen das Urteil (neun Monate Haft, davon drei unbedingt) verzichtete. Noch im Gerichtssaal bekamen Prozessberichterstatter mit, wie die zunächst unversöhnlich gewesene Witwe und Burger einander weinend in die Arme fielen.

Burger bekam eine Fußfessel und die Kündigung bei der Vienna, deren Frauen-Sportdirektorin sie gewesen war. Im Innenministerium ließ man sie nicht fallen, zumal sie dort als gewissenhafte Beamtin geschätzt wird.

Toni Polster, Andi Ogris, Andi Ivanschitz, Thomas Flögel und der vom Slalom-Weltcupsieger zum Polizei-Obersportler gewordene Reinfried Herbst liefen, organisiert von Burgers Vorgesetztem Günther Marek, bei einem Benefizkickerl in Rust (NÖ) dem Ball nach. Weil dort die Anteilnahme so groß war, spielten Ninas Freunde und Helfer zugunsten der Hinterbliebenen des Unfallopfers fast 15.000 Euro ein.

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Burger war aber auch mit dem Promi-Malus konfrontiert. Wären ihr nicht unglaubliche 53 Treffer in 109 Länderspielen gelungen, wäre sie nicht Österreichs allererste EM-Torschützin gewesen, dann hätten – so verlangt es das Gesetz – nur ihre Initialen N. B. in den Medien genannt werden dürfen. Bei Personen öffentlichen Interesses aber gilt diese Klausel nicht.

Um Irrtümer auszuschließen: Tätern gebührt nie mehr Mitleid als den Opfern. Doch die Erinnerung an die Tragödie vom Tullnerfeld hält vielleicht den einen oder anderen in guter Weihnachts- oder Silvesterfeierlaune Befindlichen davon ab, sich um drei Uhr früh vermeintlich fit ins Auto zu setzen.

Sportlerin mit Herz

Nina Burger war übrigens 2020 bei der Sporthilfe-Gala für ihr Bemühen, Menschen mit Beeinträchtigung während der Corona-Zeit ein kostenloses Trainings zu ermöglichen zur Sportlern mit Herz gewählt worden. Wer diesbezüglich googelt, muss im Netz freilich lange suchen.

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Source:: Kurier.at – Sport

      

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