ÖFB-Debakel gegen Ernst Happel: Prohaskas Tränen und Panik am Flughafen

Sport

Bei der WM 1978 setzte es für Österreich gegen EM-Gegner Niederlande ein 1:5. Erinnerungen an eine historische Niederlage.

Wie so mancher der 1,37 Millionen Servus TV-Zeugen vom 3:1 über Polen zitterte vor allem in Westösterreich zuweilen das TV-Bild. Wegen schwerer Gewitter. Gekracht hatte es auch vor 46 Jahren in … Córdoba.

Nein, nicht zum gefühlten 1.000. Mal soll hiermit das 3:2 gegen Deutschland aufgewärmt werden. Vielmehr wurde 1978 sechs WM-Tage zuvor in Córdoba gegen die Niederlande 1:5 verloren.

Gegen jene Nation, die sich danach von Österreich zum letzten Mal vor 40 Jahren in einem Bewerbspiel bezwingen ließ. Und gegen die es jetzt zu bestehen gilt.

Statistik schießt keine Tore. Abgesehen davon sollte ein Punktgewinn möglich sein. Diese Meinung teilen auch einstige Córdoba-Deklassierte und Córdoba-Helden wie Pepi Hickersberger und Herbert Prohaska. Letzterer war 1978 KURIER-Kolumnist. Zur 1:5-Analyse trug er fast nur Tränen bei.

Mit Ernst Happel hatte just ein Österreicher Österreich taktisch ausgetrickst. Hätte ein Unparteiischer namens Sergio Gonella im Finale vor den Augen des später zu lebenslanger Haft verurteilten argentinischen Staatschefs Jorge Videla nicht ungeniert parteiisch gepfiffen, wären Happels Holländer vielleicht Weltmeister geworden. Dabei herrschte bei denen vorm Österreich-Match unabhängig von Gewittern dicke Luft.

Stefan Sigwarth

Hickersberger und Prohaska.

„Der Happel spinnt. Heute sind wir gegen euch chancenlos“, hatte in Córdoba der auf die Tribüne verbannte 74-er-Vizeweltmeister Wim Rijsbergen zu drei Wiener Journalisten gesagt. Mehr waren wir nicht. Alle anderen Kollegen blieben wetterbedingt in Buenos Aires hängen, während es in Córdoba nach dem 1:5 den nächsten Schock gab, als im Flughafen plötzlich das Licht ausging.

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Panik

Securitys drehten durch: Flug gecancelt. Zumal Terror-Angst herrschte, die Militär-Junta Zigtausend „Verdächtige“ foltern oder für immer verschwinden ließ.

Im völligen Dunkel stolperten die Spieler über ein Airport-Stiegenhaus zurück zum Bus. Am nächsten Morgen wurden sie mit einem Militär-Jet trotz schwerer Unwetter zurück nach Buenos Aires geflogen, während die ORF-Reporterlegende Gerhard Zimmer und ich Platz in einer Aerolineas-argentinas-Maschine bekamen, die bei der Landung bedingt durch Aquaplaning Dezimeter vorm Ufer des Rio de la Plata zum Stehen kam.

Solch Abenteuerstorys interessierten daheim nicht. Vielmehr war eine mediale Vernichtung der 1:5-Sünder gefragt. Politik-Redakteure griffen in die Sportberichterstattung ein, forderten den Hinauswurf von Coach Helmut Senekowitsch und dass man Hans Krankl zum Reservisten degradiere. Denselben Krankl, der wenige Tage später von denselben Experten zum Volkshelden hochgeschrieben wurde.

Zum Glück gabs das Internet noch nicht, bekam Krankl die Kritik von daheim kaum mit. Er hätte aus Frust vielleicht falsch reagiert. Die aktuelle Social-Media-gestählte Spieler-Generation wirkt gewarnt. Christoph Baumgartner und Co wissen, wie rasch Euphorie ins Gegenteil umschlagen kann.

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Source:: Kurier.at – Sport

      

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