
Der bald 36-Jährige wollte es gegen Serbien wieder einmal allen beweisen – und belohnte sich nicht. Will er manchmal zu viel?
„Ich muss jetzt zu meiner Familie und über vieles nachdenken. Es kann sein, dass es das letzte Spiel für mich war. Ich muss das erstmal verkraften und dann wird man sehen.“
Mit diesen Worten hatte Marko Arnautovic nach dem Achtelfinal-Aus gegen die Türkei am 2. Juli 2024 bei der Europameisterschaft in Deutschland aufhorchen lassen und seine vielen Fans schockiert. Allerdings: Aus dem Karriereende im Team wurde nichts. Noch nichts. Und das ist gut so. Es dauerte nicht lange, bis der Stürmer seine Freude am Nationalteam zurückgewonnen hatte.
Am Donnerstag demonstrierte er wieder einmal eindrucksvoll, wie viel Willen immer noch in ihm steckt. Er lief, er rackerte, er warf seinen Körper in die Zweikämpfe und er sprintete – nicht nur in Richtung Tor, sondern auch nach hinten.
Einmal, vor der Pause, gab es für Österreichs ältesten Teamspieler dafür sogar Szenenapplaus. Bei einem weiteren Mal, einem sehenswerten Sprint zurück vor dem Gegentor, zeigte der demnächst 36-Jährige sogar, wie explosiv und schnell er immer noch ist. Tatsächlich wirkt Marko Arnautovic zum Teil sogar fitter als in früheren Jahren. Fakt ist: Er will. Und das Problem ist vielleicht: Er will oft zu viel. Dass er gegen Serbien, der Heimat seines Vaters Tomislav, noch ein Schäufelchen drauflegt, weil er unbedingt treffen (dann aber nicht jubeln) will, ist das Normalste der Welt.
Die Panikattacke
Ob er vielleicht auch deshalb eine Panikattacke hatte, wie er schließlich erzählte? Bereits kurz nach Beginn musste er nach einem Sturz im gegnerischen Strafraum behandelt werden. „Ich hatte alle Symptome – zuerst mein Knie, dann habe ich einen riesigen Druck in der oberen Bauchhälfte gespürt und im selben Moment noch eine Panikattacke bekommen.“ Ihm sei „übel und schwindlig geworden. Ich weiß nicht wieso, aber dann war alles okay“, sagte der 35-Jährige. „Der Doktor hat mir irgendein Heilmittel gegeben, dann bin ich weitermarschiert.“
Und wie er das ist. Im Grunde war alles angerichtet, um Arnautovic am Ende als Matchwinner zu feiern. Er spielte gut, war von den gegnerischen Verteidigern wie so oft kaum zu bändigen, setzte seine Mitspieler gut ein und kam selbst zu Chancen.
Bei der ersten großen nach Stanglpass von Patrick Wimmer schoss er den Ball in den Nachthimmel. Bei der zweiten, wenige Augenblicke vor dem Schlusspfiff, fiel sein Flugkopfball nach Maßflanke von Muhammed Cham zu zentral aus. Diese zwei seiner vier Schüsse sollten ins Schwarze gehen. Und das weiß Arnautovic auch selbst. „Es war auch ein bisschen meine Schuld, dass wir nicht gewonnen haben“, sagte der Routinier. Von Schuld zu sprechen ist mit Sicherheit zu viel der Selbstkritik.
Viele Chancen der Österreicher kommen überhaupt erst zustande, weil Inter-Legionär irgendwie seine talentierten Beine im Spiel hat. Nicht nur der Führungstreffer durch Michael Gregoritsch, den er mit Übersicht und einem gelungenen Ableger per Kopf vorbereitet hat.
Arnautovic ist unter Ralf Rangnick modern wie eh und je. Dabei hatten viele in der Bestellung des deutschen Teamchefs im Jahr 2022 das Ende der Teamkarriere für den Edeltechniker vermutet. Sogar er selbst. „Ich hab‘ …read more
Source:: Kurier.at – Sport