ÖSV-Ass Kriechmayr: „Dafür entschuldige ich mich jetzt schon“

Sport

Es fällt Marko Pfeifer manchmal furchtbar schwer, die Fassung zu bewahren. Wenn er etwa wieder einmal mitansehen muss, dass sich jemand aus seinem Team schwer verletzt und von einer Sekunde auf die andere eine Welt zusammenbricht. So geschehen am Dienstag im ersten Training für die Gröden-Abfahrt, als Hoffnungsträger Stefan Eichberger einen Kreuzbandriss erlitt.

„Im ersten Moment habe ich mir gedacht: Weißt du was, ich fahre jetzt heim, mir reicht’s“, sagt der Chefcoach der österreichischen Ski-Herren. „Da fühlt man einfach so sehr mit.“

Selbstverständlich ist Marko Pfeifer nach dem Schock nicht aus dem Grödnertal abgereist. „Es geht immer weiter: Verantwortung für das Team übernehmen, analysieren, positive Stimmung verbreiten, es hilft eh nichts.“

Hoffnungsträger

Die schwere Knieverletzung von Stefan Eichberger wiegt schwer für das ÖSV-Speedteam. Auf den breiten Schultern des 107-Kilo-Bröckerls aus der Steiermark ruhten die großen Hoffnungen auf ein Ende der Abfahrtsflaute. Stefan Eichberger sieht nicht nur aus wie ein echter Abfahrer, er fährt auch wie einer. Gerade einmal einen Winter im Weltcup hatte der 25-jährige Draufgänger benötigt, um sich im Spitzenfeld zu etablieren, wie die Ränge 6 und 7 zuletzt in Beaver Creek zeigten. „Er hat den größten Grundspeed von uns allen. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis er sein erstes Rennen gewinnt“, sagt Vincent Kriechmayr.

Verantwortungsträger

Und gerade für die Saslong-Abfahrt im Grödnertal mit ihren langen Gleitkurven wäre Eichberger der rot-weiß-rote Trumpf gewesen. „Jetzt hängt in der Abfahrt wieder viel von Vincent Kriechmayr ab“, weiß Chefcoach Pfeifer. „So ehrlich muss man einfach sein.“

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Wobei Vincent Kriechmayr und Gröden, das ist so eine Sache. Wenn es irgendeine Abfahrt auf dieser Welt gibt, auf der man den 34-Jährigen nicht auf der Rechnung haben muss, dann ist es wohl die Saslong. In keinem anderen Weltcup-Ort haben sich im Laufe seiner Karriere so viele Frusterlebnisse angesammelt wie am Fuße des Langkofels.

Die ganz wilde Sau ist nicht dabei, aber es scheitert bei uns sicher nicht am Draufgängertum.

Andreas Evers / ÖSV-Abfahrtscoach

Frusterlebnisse

Bei zehn Rennen auf der Originalstrecke hat Vincent Kriechmayr gerade einmal einen siebenten Platz zu Buche stehen. Im Vorjahr tauchte sein Name in der Ergebnisliste überhaupt erst an Position 55 auf, was er mit den Worten kommentierte: „Wenn ich weiter so nachfahre, dann haue ich den Hut drauf.“

Damals war der ehrgeizige Routinier dermaßen sauer auf sich, dass man wirklich mit allem rechnen musste. Ein Jahr später präsentiert sich Vincent Kriechmayr im Grödnertal wie verwandelt. Ob das jetzt daran liegt, dass der Oberösterreicher mit einem Weltcupsieg in den Olympiawinter gestartet ist (Super-G in Beaver Creek)?

Oder ist Kriechmayr womöglich ein perfekter Saisonstart gelungen, weil er eben gerade unbeschwert, aufgeräumt und locker wirkt wie selten zuvor in seiner Laufbahn?

Er sei eben altersmilde geworden, sagt Kriechmayr mit einem schelmischen Grinser. „Vielleicht fehlt mir inzwischen auch die Energie, dass ich mich so reinsteigere.“ Vielleicht hat der Vincent Kriechmayr 2.0 allerdings auch mit dem neuen ÖSV-Abfahrtschef zu tun. Andi Evers, der einstige Erfolgstrainer an der Seite von Hermann Maier, sorgt seit dem Frühjahr für frischen Schwung im Team. „Wir schätzen seine Arbeit, das Team hat neue Inputs und auch einen neuen Drive“, findet Kriechmayr.

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Source:: Kurier.at – Sport

      

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