Olympiasieger Hämmerle: „Ich bin schon zu oft im Wald gelegen“

Sport

Der Olympiasieger im Snowboardcross geht bei der WM in St.Moritz auf Medaillenjagd. Mit 31 nimmt der Vorarlberger nicht mehr so viel Risiko wie früher.

Alessandro Hämmerle ertappt sich manchmal dabei, dass er sich denkt: Was widerfährt mir wohl als nächstes? Welche Herausforderungen hat der Verletzungsteufel noch alle für mich parat? „Irgendwie ist bei mir ein Fluch drinnen“, sagt der Olympiasieger im Snowboardcross. „Ich habe den Eindruck, dass ständig etwas passiert. Und das ist richtig lästig.“

APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ

Alessandro Hämmerle wurde 2022 in Peking Olympiasieger

Der Vorarlberger ist schon glücklich, dass die letzten Tage vor seinem Einsatz bei der WM in St. Moritz ohne gröbere Komplikationen verlaufen sind. Wer all das mitgemacht hat, was in den letzten zweieinhalb Jahren über Alessandro Hämmerle hereingebrochen ist, der traut dem Frieden nicht. 

„Wenn ich auf dem Brett stehe und fahre, dann funktioniert das eigentlich eh super. Aber mir hat’s halt leider immer wieder einen richtigen Hund reingehaut.“

Sehstörungen

Vor allem ein heftiger Sturz im Jänner 2023 verfolgte den Olympiasieger länger, als ihm lieb war. Die schwere Gehirnerschütterung ließ Hämmerle sogar über das vorzeitige Ende der Karriere nachdenken.

Noch Monate später litt der 31-Jährige unter Schwindel und Sehstörungen. „Das war wirklich beängstigend, die Probleme haben einfach nicht aufgehört“, erzählt der dreifache Gesamtweltcupsieger. „Es hat keiner gewusst, ob es überhaupt noch einmal besser wird. Klar kommt da die Frage: Soll ich es bleiben lassen?“

Es gibt kaum eine Therapieform, die Alessandro Hämmerle in seiner Leidenszeit nicht ausprobiert hätte. Er war beim Osteopathen und unterzog sich einer Zelltherapie und einem speziellen Augentraining. „Zum Glück hatte ich die richtigen Spezialisten an meiner Seite“, erinnert sich der 31-Jährige.

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APA/STEFAN KOTHNERKopfsache

Kaum hatte er diese hartnäckigen Nachwehen seiner Gehirnerschütterung überwunden, tauchte schon die nächste Herausforderung auf. Vor dieser Saison streikte plötzlich der Rücken, Hämmerle konnte sich nicht mehr bewegen und fühlte sich „um 50 Jahre gealtert. Das hat auch seine Zeit gedauert, bis ich die Rückenprobleme in den Griff bekommen habe.“

EPA/ZURAB KURTSIKIDZE

Zu schlechter Letzt wurde der Snowboardcrosser dann auch noch von einer heftigen Grippe aus der Bahn geworfen, weshalb er im Gegensatz zu seinen WM-Konkurrenten wenig Rennpraxis vorweisen kann. Alessandro Hämmerle stand in dieser Saison bislang erst bei vier Weltcuprennen am Start.

Aber bei einem Mann mit seinem Erfahrungsschatz – Hämmerle feierte 2010 sein Weltcupdebüt – ist das nicht wirklich ein Handicap. Diese Routine hat den Vorarlberger einerseits viel gelassener gemacht, zugleich agiert Hämmerle heute im Kampf Snowboarder gegen Snowboarder auch deutlich zurückhaltender als noch in seiner Sturm- und Drang-Zeit.

 „Ich fahre heute definitiv anders.“ Beim Weltcup in Cortina (Rang 11) zog er heuer freiwillig die Handbremse. „Ich bin schon zu oft hinter dem Zaun irgendwo im Wald gelegen, weil ich zu viel Risiko genommen habe. Das ist mir dann so ein Rennen nicht mehr wert“, gesteht Hämmerle.

Die WM in St. Moritz ist eine andere Geschichte. WM-Gold ist die letzte wichtige Trophäe, die ihm noch fehlt. „Olympiagold war ein Ritterschlag, aber ich habe noch große Ansprüche.“

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Source:: Kurier.at – Sport

      

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