Reinstadlers Unfall und der Krieg: Die wahren Katastrophen am 19. Jänner

Sport

1991 verunglückte der damals 20-jährige Gernot Reinstadler in Wengen tödlich. Fast zeitgleich wurde Bagdad angegriffen.

Frau Inspektor Cornelia Hütter braucht sich als zweifache Saisonsiegerin um ihr WM-Platzerl keine Sorgen zu machen. Inspektor Stefan Babinsky kam mit seinen Lauberhorn-Rängen 15 und 22 Saalbach nicht gerade näher. Die Inspektoren Johannes Strolz und Fabio Gstrein haben noch bei den Slalom-Klassikern in Wengen, Kitzbühel und Schladming aufregende Gelegenheit, ins 12-Mann starke WM-Team zu carven.

Ca. 300 Kollegen der rennfahrenden PolizistInnen sind für Saalbach hingegen längst fix nominiert. Wie viele konkret es sind und mit welchen Aufgaben sie beauftragt werden, bleibt geheim. Zumal laut Salzburgs Landespolizeidirektor Bernhard Rausch in Österreich eine „hohe abstrakte Gefährdungslage hinsichtlich terroristischer Bedrohung“ herrsche.

Erinnerungen an die letzte Saalbacher WM kommen hoch, als 4.600 Kilometer südöstlich der Konflikt am Golf eskalierte. Vor der Saalbacher Hoteltür des KURIER-WM-Berichterstatters gingen Uniformierte rund um die Uhr auf und ab. 

Der damalige (mittlerweile in Wien-Nähe lebende) Saalbacher Hotel-Hausherr und Olympia-Dritte Hans Enn hatte mich auf derselben Etage einquartiert wie die US-WM-Rennläuferinnen. Downhill-Routinier AJ Kidd sagte: „Ich fahre für unsere Boys am Golf.“ Davor hatten er und seine Kollegen noch den Lauberhorn-Schauplatz Wengen vorzeitig verlassen und nur noch heim in die USA wollen.

Im Hotel Alpenrose, dem damaligen Wengener ÖSV-Quartier, saß der zweifache Kitzbühel-Sieger Peter Wirnsberger mit seinem jungen Zimmerkollegen Gernot Reinstadler am offenen Kamin, auf das prächtige in Abendrot getauchte Schweizer Alpenpanorama deutend: „Wie geht’s uns doch gut? Wir dürfen unseren Beruf in einer wunderbaren Landschaft ausüben, während in der Wüste die Panzer rollen.“

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Einen Tag später verblutete Reinstadler beim Abschlusstraining auf dem Zielhang des Lauberhorns. Nachdem dem 20-jährigen Pitztaler Ausnahmetalent die (mittlerweile längst verbreiterte) Zielkurve und ein Sicherheitsnetz (das ihm den Unterleib aufriss) zum Verhängnis geworden waren.

Die Todesnachricht aus dem Krankenhaus Interlaken erfolgte um 1 Uhr früh des 19. Jänner. Zur selben Zeit wurde bereits der KURIER vom 19. 1. 91 mit erhöhter Auflage wegen des US-Luftangriffes auf Bagdad gedruckt.

Nicht wenige Menschen, allen voran der deutsche Slalomspezialist und WM-Co-Favorit Armin Bittner, forderten eine WM-Absage. Tenor: Ein Skifest käme einer Pietätlosigkeit gleich, während in Kuwait geschossen und Iraks Hauptstadt bombardiert werde.

Ukraine, Gaza, Syrien usw, usw, usw – würde man gegenwärtig moralische Ansprüche stellen wie 1991, wäre wohl nicht einmal ein Skischulrennen zu rechtfertigen. Aber der Mensch stumpft ab durch die ständigen Bad News. Oder berechtigt der 19. Jänner 2025 doch zu ein bissel Zuversicht, sofern die heute beginnende Waffenruhe zwischen Israel und Hamas eingehalten wird?

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Source:: Kurier.at – Sport

      

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