Sein Bein war „Gulasch“, jetzt ist ÖSV-Abfahrer Max Franz zurück

Sport
SKI ALPIN: ÖSV PK MAX FRANZ

Max Franz wäre für die meisten Sportarten gänzlich ungeeignet. Er kann nicht mehr richtig laufen und wenn er länger geht, dann rebelliert sein linker Fuß. Auch seine Sprungkraft ist deutlich eingeschränkt.

Mit so einem malträtierten Bein hinkt man im Spitzensport zwangsläufig hinterher.

Wenn man jedoch mit 140 km/h über eine Abfahrtspiste rast, dann ist das offenbar alles halb so wild: Dass Max Franz einen offenen Unterschenkelbruch im linken Bein hatte; dass er sich am rechten Fuß eine komplizierte Unterschenkelfraktur zugezogen hatte; dass sein Nervenstrang im linken Bein zu 80 Prozent durchtrennt war und sich nun 114 Zentimeter lange Narben über seine Beine ziehen; dass er auf der linken Fußsohle taub ist und die drei kleinen Zehen nicht spürt; dass er selbst davon spricht, dass „mein Bein Gulasch war“ …

APA/EXPA/JOHANN GRODEREnorme Nervosität

Das alles kann den Kärntner nicht davon abhalten, als Abfahrer wieder erste ernsthafte Gehversuche zu machen.

Drei Jahre nach seinem Horrorsturz in Copper Mountain, exakt 1.371 Tage nach seinem letzten Weltcuprennen trug der 36-Jährige am Dienstag im Training in Gröden erstmals wieder eine offizielle Startnummer. „Beim Skifahren funktioniert mein Bein besser als im Alltag.“

Die Voraussetzungen für das Comeback hätten freilich ungünstiger nicht sein können. Dichter Schneefall und eine schlechte Bodensicht sind für einen Läufer, der seit Jahren nicht mehr richtig im Renntempo unterwegs war, ein echter Horror. „Ich war richtig nervös“, gibt der 36-Jährige unumwunden zu.

Bis zu den Kamelbuckeln war die Fahrt für den Gröden-Sieger von 2016 noch ein echter Genuss. „Aber dann war es mit dem Spaß vorbei. Bei den Kamelbuckeln bin ich gefühlt gegen eine Wand gesprungen“, berichtet Franz. „Ich war schockiert.“

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APA/EXPA/JOHANN GRODER22 Schrauben

Die Gedanken des Rückkehrers galten zwangsläufig seinem operierten linken Bein. Im ersten Moment rechnete Max Franz schon wieder mit dem Schlimmsten, „ich habe nach unten geschaut und mir gedacht: ,Das wird nicht gut ausgehen.’ Es hat zwar bis hinauf zum Hirnkastl gescheppert, aber am Fuß hat dann doch nichts wehgetan.“

Das Chirurgenteam im UKH Graz, das den Routinier nach seinem Unfall in Copper Mountain mehrmals operieren musste, hat ganze Arbeit geleistet. Der Nagel, die zwei Metallplatten und 22 Schrauben in den beiden Beinen haben den Härtetest Kamelbuckel bestanden.

„Das Metall in meinen Beinen wird dazu beigetragen haben, dass ich halbwegs stabil dastehe“, sagt Max Franz.

APA/EXPA/JOHANN GRODER / EXPA/JOHANN GRODER

Max Franz

Große Emotionen

Der Zeit im ersten Training schenkte der dreifache Weltcupsieger wie übrigens die meisten Läufer wenig Bedeutung. Mit sechs Sekunden Rückstand wurde Max Franz mit der 58. Zeit gestoppt und ließ dabei auch einige Teamkollegen hinter sich.

Eine deutliche Steigerung wird notwendig sein, wenn der 36-Jährige am Donnerstag tatsächlich im Rennen am Start sein möchte. Max Franz muss wie fünf weitere ÖSV-Abfahrer im Mittwoch-Training in die interne Qualifikation, vier von ihnen werden zuschauen müssen.

Max Franz wirkt nicht unbedingt so, als ob er auch einen Start anstreben würde. „Mit all den Emotionen umzugehen, ist nicht ohne“, gestand er nach dem Trainingslauf.

„Ich habe mehr erreicht, als 99,8 Prozent geglaubt haben. Das macht mich schon sehr stolz.“

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Source:: Kurier.at – Sport

      

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