Speed-Spezialistin Hütter und Olympiasiegerin Gasser sprechen im Doppel-Interview über den Faktor Routine im Spitzensport und geben Einblick in ihre Karrieren.
Die eine ist zweifache Olympiasiegerin und war schon Österreichs Sportlerin des Jahres. Die andere hat die Abfahrtskugel gewonnen und ist mit zwei Saisonsiegen die ÖSV-Läuferin dieses Winters: Snowboarderin Anna Gasser und Abfahrerin Cornelia Hütter, zählen zu den bekanntesten Gesichtern im österreichischen Wintersport. Auf beide warten zu Beginn des Jahres in Klagenfurt und St. Anton Heimweltcups.
KURIER: Was erfordert mehr Mut: Sich mit 130 km/h eine Abfahrtspiste hinunter zu stürzen, oder auf einem Snowboard durch die Luft zu fliegen?
Anna Gasser: Das ist schwer zu vergleichen. Ich glaube, dass beides viel Mut erfordert. Ich fühle mich halt in der Luft wohler und könnte mir nicht vorstellen, eine Abfahrt zu fahren.
Cornelia Hütter: Mir ist es lieber, wenn ich am Boden bleibe und dabei versuche, immer schneller zu werden. Es würde mir definitiv mehr Mut abverlangen, mich über einen Kicker zu hauen, als mit 130 km/h auf einer Piste unterwegs zu sein.
Apropos Mut: Eure Karrieren wurden immer wieder von Verletzungen unterbrochen. Wie haben Sie es geschafft, immer noch stärker zurückzukommen?
Anna Gasser: Verletzungen gehören zum Sport dazu, das ist leider so. Ich habe über die Jahre gelernt, besser damit umzugehen, und gestehe meinem Körper mittlerweile die Zeit für die Heilung zu. Früher war ich da wesentlich ungeduldiger.
Cornelia Hütter: Verletzungen und Comebacks waren auch in meiner Karriere ein großes Thema, aber ich möchte das gar nicht schlechtreden, das gehört einfach dazu. Ich habe gelernt, das zu akzeptieren und es passt auch so, wie es gewesen ist. Natürlich waren die Momente, wo die Verletzungen passiert sind, oft sehr sehr schwierig. Aber im Nachhinein betrachtet hat mich das nicht nur auf, sondern auch abseits der Piste als Persönlichkeit weitergebracht.
Mit 32 und 33 Jahren zählt Ihr beide zu den Routiniers der Szene: Inwieweit hemmt die Erfahrung die Risikobereitschaft?
Cornelia Hütter: Wenn man schon viel erlebt und gesehen hat, dann kann das einen in gewissen Momenten natürlich auch hemmen. Aber gerade in den Speed-Disziplinen ist die Routine beispielsweise bei der Streckenführung schon ein wesentlicher Vorteil. Wenn du das Gelände gleich bei der ersten Besichtigung lesen kannst und weißt, wo du umgehst, hilft dir das wesentlich weiter. Ich sehe die Routine als Pluspunkt, den ich mir erarbeitet habe.
Anna Gasser: Mein jüngeres Ich hat sich damals keine Gedanken darüber gemacht, was bei einem Fehler passieren könnte. Ich wollte einfach mein bestes Snowboarden zeigen und hab nicht an irgendwelche Konsequenzen gedacht. Die letzten Jahre haben mir aber gezeigt, dass ich sehr wohl auf meinen Körper achten muss. Heute überlege ich mir sehr genau, wann ich welchen Trick versuche. Ich gehe die Dinge sicherlich bewusster an und sehe alles viel gelassener.
Also ist Routine Trumpf?
Cornelia Hütter: Speziell als Junge willst du es allen zeigen. Ich kann da von mir reden, bin zu Beginn meiner Karriere oft über dem Limit gewesen. Aber es braucht die Kombination aus gutem Skifahren und einer gewissen Risikobereitschaft. Das gilt es zu lernen, wobei in einem Hochleistungssport immer Fehler passieren können.
Anna Gasser: Die Motivation, …read more
Source:: Kurier.at – Sport