Stams-Direktor: Warum Österreich die Skistars ausgehen werden

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Skigymnasium in Stams

Arno Staudacher, scheidender Direktor des Skigymnasiums Stams, hat düstere Aussichten für den Skisport in Österreich. Die schwachen Jahrgänge kämen erst, glaubt er.

Das Skigymnasium Stams hat den Ruf einer Talenteschmiede. Seit mehr als einem halben Jahrhundert werden hier Olympiasieger, Weltmeister und andere Sportgrößen geformt. Arno Staudacher war 19 Jahre lang Direktor im Skigymnasium. Mit dem Schulstart übergibt der frühere Nachwuchs-Chef der ÖSV-Alpinen den Posten an Harald Haim.

APA/BARBARA GINDL

Skigymnasium in Stams

Wie steht die Wintersportnation Österreich im Jahr 2024 da?

Arno Staudacher: Wintersport hat nach wie vor eine enorme Faszination. Wir sind nun einmal ein Wintersportland. Der Leistungssport, dem wir uns in Stams verschrieben haben, hat inzwischen allerdings einige Baustellen.

Von welchen Baustellen reden Sie?

Es wird zum Beispiel heute immer schwieriger, Kinder und Jugendliche zum Leistungssport zu bringen und sie dann auch dort zu halten. Alpin hat dazu noch das Problem, dass sich viele Eltern die Preisfrage stellen. Skifahren ist auf dem Weg, ein elitärer Sport zu werden.

Was bedeutet das für Stams? Ist das Niveau im Vergleich zu früher denn schlechter geworden?

Ja. Das kann man auch ganz deutlich feststellen bei den schulischen und sportlichen Checks im Rahmen der Aufnahmeprüfungen. Da haben wir den Vergleich über die letzten 20 Jahre und da geht das schulische Niveau nach unten. Und sportlich haben wir heute nicht mehr die Ausreißer nach oben, sondern eher ein breites Mittelmaß.

Kann man sich auf schwache Jahrgänge hinausreden?

Da reden wir jetzt nicht von einem Jahrgang. Wir haben bei den Alpinen grundsätzlich ein Riesenproblem. Und das richtig große Loch kommt erst.

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Arno Staudacher

Wie ist das zu verstehen?

Man braucht sich nur den Kader bei den Herren anzusehen: Lass’ den Marco Schwarz heuer nicht so stark zurückkommen. Manuel Feller, Stefan Brennsteiner – die sind alle über 30. Die ganze österreichische Speedmannschaft besteht praktisch nur aus Vincent Kriechmayr, der auch schon 33 ist. Wir müssen der Wahrheit ins Auge blicken.

War die Junioren-Heim-WM 2023 womöglich schon ein Vorgeschmack, was auf die Skination Österreich zukommt? In St. Anton landete der ÖSV im Medaillenspiegel mit zwei Medaillen an der zehnten Stelle.

Ich war beim ÖSV 15 Jahre lang Alpin-Nachwuchschef. Hätte es zu meiner Zeit solche Ergebnisse bei einer Junioren-WM gegeben, dann hätte ich keine Saison überlebt.

Woran krankt es?

Ein Problem ist bestimmt auch, dass wir im Alpinbereich einfach zu viele Experten haben, die mitreden. Sobald ein Talent da ist, hauen sich alle da drauf. Und bei den Frauen haben wir noch eine besondere Problematik. Da gebe ich jetzt nicht einmal dem ÖSV alleine die Schuld, dass da richtig gute Jahrgänge auf der Strecke geblieben sind.

Sie sprechen wahrscheinlich von den vielen Verletzungen im Frauen-Skisport?

Die biologischen Grenzen der Belastbarkeit im Damenskirennsport sind gesprengt. Das weiß heute jeder. Man muss endlich reagieren. Aber sie machen trotzdem alle gleich weiter. Wenn man sieht, mit welchem Material heute die 12-, 13-Jährigen unterwegs sind, wie die ihre Skier bereits abgestimmt haben – da erschrickst du. Das hält der Körper nicht aus, wenn man in diesem jungen Alter dann auch noch Zig-zig-Wiederholungen im hohen Intensitätsbereich macht. Und da reden wir jetzt nicht vom Kopf. Dass die Leute bei uns mit 20 Jahren …read more

Source:: Kurier.at – Sport

      

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