
Wer Lindsey Vonn beim Skifahren zusieht, dem käme niemals in den Sinn, dass sie schon 41 Jahre auf dem Buckel hat. Geschweige denn, dass sich in ihrem rechten Kniegelenk eine Prothese befindet. In diesem Alter und mit solch einer Patientenakte macht man normal einen weiten Bogen um die Abfahrtspisten.
Aber hat sich Lindsey Vonn schon jemals darum geschert, was andere ihr raten und über sie denken?
„Ich bin körperlich wahrscheinlich in der besten Form meines Lebens“, hatte die 41-Jährige vor der ersten Saisonabfahrt in St. Moritz verkündet und für diese kühne Ansage vielerorts nur ein mildes Lächeln geerntet. Nach dem Rennen, einer Galavorstellung und Machtdemonstration auf zwei Brett’ln, dürften selbst die letzten Zweifler und Kritiker verstummen.
Lindsey Vonn hat die Abfahrt in St. Moritz nicht einfach nur gewonnen, sie fuhr dabei in einer anderen Liga – wie zu ihren Glanzzeiten, als die US-Amerikanerin in den Speeddisziplinen nahezu unschlagbar war und gleich acht Mal den Abfahrtsweltcup gewann.
Vorsprung durch Technik
Besonders deutlich wurde die Ausnahmeskistellung der Ausnahmekönnerin in der technisch anspruchsvollen Passage der Abfahrt von St. Moritz. Auf 35 Fahrsekunden nahm Vonn der drittplatzierten Mirjam Puchner ganze eineinhalb Sekunden ab. „Ich war selbst überrascht von meinem großen Vorsprung“, sagte Lindsey Vonn im Ziel.
2.830 Tage und eine fünfjährige Auszeit liegen zwischen Weltcupsieg Nummer 82 (14. März 2018) und dem denkwürdigen Coup am Freitag in St. Moritz, der Lindsey Vonn den nächsten Eintrag in die Ski-Geschichtsbücher gebracht hat. Die 41-Jährige ist nun die älteste Siegerin im Skiweltcup.
Ihr phänomenales Comeback reiht sich ein in die Riege der Sportgrößen, die nach Schicksalsschlägen oder Unfällen wieder triumphierten. Von Niki Lauda bis Tiger Woods, von Hermann Maier bis Lance Armstrong.
APA/AFP/FABRICE COFFRINI
Dreamteam: Svindal coacht Vonn
Die große Mission der US-Amerikanerin ist freilich eine andere. Lindsey Vonn, die inzwischen von Aksel Lund Svindal betreut wird, ist vor einem Jahr in den Weltcup zurückgekehrt, um als Skikönigin wieder abzudanken: Mit einer Goldmedaille bei den Olympischen Winterspielen in Cortina, auf jener Lieblingspiste, auf der sie schon zwölfmal gewonnen hat. „Ich war noch nie so diszipliniert wie jetzt“, sagt der US-Skistar.
Robert Trenkwalder, der Lindsey Vonn seinerzeit den Helm mit dem Bullen verschafft hat, schwärmt vom Ehrgeiz und der Zähigkeit der 41-Jährigen. „Ich kenne niemanden, der so auf seinen Körper schaut und so dahinter ist, wie sie.“
Source:: Kurier.at – Sport



