Trainer Robert Klauß setzt bei Rapid ganz bewusst auf Linksfüßer. Beim 3:0-Sieg in Moldau waren sieben gleichzeitig auf dem Rasen.
Halbe-halbe ist bei dieser Frage weit entfernt: Nur rund zehn Prozent der Menschen sind Linkshänder. In Sportarten mit direktem Kontakt zum Gegner wie Handball oder Fechten ist der Prozentsatz unter den Weltbesten wesentlich höher. Sportwissenschafter erklären das mit strategischen Vorteilen der Linkshänder.
Im Fußball wird das Thema Linksfuß – abseits von Superstars wie Messi oder Maradona – selten beleuchtet.
GEPA pictures/ Kevin HacknerDer Plan bei den Sommertransfers
Einen starken Fokus legt hingegen der frühere Sportuni-Dozent Robert Klauß auf den stärkeren Fuß seiner Spieler. Bereits im Sommer hat der Rapid-Trainer darauf hingewiesen, dass ein Plan dahintersteckt, warum Sportchef Markus Katzer so viele Linksfüßer verpflichtet.
Der 3:0-Sieg bei Petrocub hat das Überwintern in der Conference League frühzeitig fixiert.
Nebenbei wurde in Moldau ein Rekordwert erzielt.
Ab der 39. Minute waren von zehn Feldspielern nur noch drei Rechtsfüßer. Zwei davon – Kapitän Seidl und Routinier Burgstaller – gelten außerdem noch als beidbeinig. Zurecht, wie das Traumtor von Burgstaller durch einen Heber mit links zum Endstand bewiesen hat.
Üblicherweise sind von den zehn Feldspielern ein bis zwei Linksfüßer. Nur beim linken Außenverteidiger gibt es eine klare Mehrheit.
„Das kann beim Torabschluss Vorteile bringen“
Warum ließ Klauß dann nach der Bolla-Verletzung gleich sieben „Linke“ zeitgleich spielen? „Wenn ich die Wahl zwischen zwei gleichwertigen Spielern habe, bevorzuge ich den Linksfuß“, erklärt der Chefcoach auf KURIER-Anfrage. „Das macht uns unberechenbarer, variabler und kann dann beim Torabschluss Vorteile bringen.“
APA/TOBIAS STEINMAURER
Warum? Weil Fußballer in den vielen Jahren ihrer Ausbildung – Stichwort 90 Prozent – hauptsächlich gegen Rechtsfüßer gespielt haben. „Deswegen ist es für Verteidiger auch schwerer, weil ungewohnter, einen Linksfuß am Torschuss zu hindern“, betont Klauß.
Gegen Petrocub starteten die Linksfüßer Raux-Yao, der mit seinen Pässen Nebenmann Auer hilft; davor Grgic und Sangare; offensiv Schaub; sowie im Sturm Beljo.
Eine Einschränkung ist dem Deutschen allerdings bei jenen Neuzugängen wichtig, die am öftesten schießen: „Beljo und Sangare sind zwar Linksfüßer, das war für ihre Verpflichtung aber nicht entscheidend.“ Es zählte (nur) ihre Qualität.
GEPA pictures/ Kevin HacknerLinker muss rechts ran
Böckle wurde als Alternative für links hinten verpflichtet. Nach der Bolla-Verletzung wurde der Vorarlberger zur linken Nr. 7 – und hier hören sich die Vorteile auf. Denn der Linksfuß war offensichtlich gehemmt, mit seinem schwächeren rechten Fuß aus der Verteidigung nach vorne zu spielen.
Klauß relativiert: „Benjamin hat noch nie rechts hinten gespielt, aber er hat es sauber gemacht, weil er die Abläufe kennt.“
Auch gegen Klagenfurt am Sonntag traut der Trainer dem 22-Jährigen die Not-Rolle zu. Sofern Bollas Hüftschmerzen eine Pause erfordern. Auch Beljos Knöchelblessur muss noch untersucht werden. Als Ersatz stünde – wie gegen Petrocub – Bischof bereit.
Ein Linksfuß, natürlich.
Source:: Kurier.at – Sport