Was passiert, wenn der Trainer die Kabine verliert

Sport

„Fehlende Entwicklung! Spieler-Kritik! Kabine verloren!“ – so titelte kürzlich die Sport Bild über Ralph Hasenhüttl, inzwischen bei Wolfsburg beurlaubt. 2017 schrieben deutsche Medien, Carlo Ancelotti – der für viele beste Menschenfänger – hätte die Bayern-Kabine verloren. In Österreich wurde zuletzt über Robert Klauß’ Verlust der Rapid-Kabine berichtet.

Dieser kritische Moment symbolisiert den Verlust von Respekt und Vertrauen seitens der Spieler. Ist der „Verlust der Kabine“ ein Narrativ, das oft verwendet wird, um das komplexe Scheitern eines Trainers zu erklären? Ja. Können Trainer die Kabine wirklich verlieren? Auch: Ja. Aber es ist ein schleichender Prozess.

Die Beherrschung der Kabine ist eine fundamentale Managementfähigkeit des Trainers, auch wenn er sich dort selten aufhält, weil er seine eigene Garderobe hat und es auch wichtig ist, den Spielern diesen geschützten Raum zu lassen.

Fragiles System

Die Kabine ist ein fragiles und dynamisches System, geprägt von einer Vielzahl an Nationalitäten, Kulturen und Sprachen. Diese Diversität kann die Kommunikation sowohl bereichern als auch verkomplizieren, da dieselbe Botschaft oft unterschiedlich interpretiert wird.

Aus meiner Erfahrung lassen sich innerhalb eines Teams drei Gruppen identifizieren: die Leader, die vorangehen und Energie erzeugen; die Follower, die im Hintergrund agieren und mit dem Strom schwimmen – sie sind die größte Gruppe. Und als Drittes die Unzufriedenen, die ständig zweifeln und oft die positive Dynamik hemmen.

Ein aufmerksamer Trainer erkennt diese Dynamik, stärkt die Leader, gibt den Neutralen eine Stimme und ist konsequent mit den Skeptikern. Er muss wöchentlich Entscheidungen treffen, die die Karrieren aller Spieler beeinflussen.

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In meiner Zeit beim LASK waren Gernot Trauner, Peter Michorl, Alexander Schlager und James Holland die Leader. Mit diesem Quartett habe ich mich wöchentlich ausgetauscht. Im zweiten Jahr war Trauner weg, weil er zu Feyenoord gewechselt ist. Dazu haben wir im Verein entschieden, dass wir auf der Position von Holland den um zehn Jahre jüngeren Koreaner Hong forcieren wollen. Mit Recht, der wurde später um einen Millionenbetrag verkauft. Holland wurde seine Führungsrolle entzogen. Möglich, dass er zu den Unzufriedenen übergelaufen ist.

Generell gilt: Jede kleinste Entscheidung des Trainers muss gut durchdacht sein. Bei jeder Pressekonferenz und jeder Teambesprechung muss er die Auswirkungen seiner Aussagen auf die Kabine und das Klima berücksichtigen.

Wichtig ist es, klar und transparent zu kommunizieren, will man Menschen und deren Vertrauen gewinnen. Ob man die Unzufriedenen für sich gewinnen kann? Schwierig. Fakt ist jedenfalls: Man muss sehr konsequent mit ihnen sein.

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Source:: Kurier.at – Sport

      

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