Formatfüllende Präsenz neben echten Sponsoren sei laut ÖHB eine Art Dankeschön – Ministerium betont Freiwilligkeit.
Österreichs Handball-Nationalteam der Männer haben einen erfolgreichen Start in die EM-Qualifikation hingelegt: Nach dem Heimerfolg über die Türkei (31:28) gelang am Sonntag im Schlüsselspiel in der Schweiz ein 29:29-Remis. Beim Auftakt in Bregenz vergangene Woche wird aufmerksamen Zuschauern der ORF-Liveübertragung ein durchaus ungewöhnliches Detail aufgefallen sein.
Denn auf der LED-Werbebande tauchte immer wieder das Logo des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport auf (siehe Screenshot). Nicht irgendwie dezent in einem Eck, sondern formatfüllend über die gesamte Werbebande in der Halle, sodass alles mit dem Schriftzug des Sportministeriums gebrandet war und den Handball-Fans regelrecht ins Auge stach.
Ein Ministerium als Sponsor im Sport – obwohl man im Gegensatz zu den ebenfalls über die Werbebanden laufenden Marken aus dem Lebensmittel-, Medien-, Reise- oder Telekommunikationsbereich nichts zu verkaufen und keine Dienstleistung anzubieten hat? Womit sich die Frage aufdrängt, warum das Ressort des scheidenden grünen Vizekanzlers Werner Kogler hier diesen prominenten Platz in Anspruch nimmt, zumal es in der neuen Regierung dieses Ministerium in genau jener Zusammensetzung wahrscheinlich gar nicht mehr geben wird.
ÖHB-Generalsekretär Bernd Rabenseifner erklärt zunächst auf KURIER-Anfrage, dass das Sportministerium (als auch die ebenso über die Bande laufende Bundes-Sport GmbH) „wesentliche Fördergeber des Verbandes“ sind „und daher auch abgebildet werden“: „Dies ist teils auch in Förderverträgen festgehalten“, so Rabenseifner, der auf andere geförderte Verbände verweist – vom Fußball bis Eishockey –, wo die beiden Logos ebenso auf Websites und Verbandsmedien vorkämen.
Heikles politisches Terrain
Diese Darstellung relativiert allerdings Ministeriumssprecher Manfred Behr umgehend – zumal eine Verknüpfung zwischen Fördermitteln und (fixen) Werbeflächen heikles politisches Terrain wäre. So gäbe es zwar für Fördernehmer die Verpflichtung, das Logo etwa auf Unterlagen anzubringen und bei Veranstaltungen sichtbar zu machen. „Es gibt hier aber keine bis ins Detail festgeschriebenen Vorgaben“, so Behr.
Die Präsenz auf der Werbebande beim Handball-Match „fußte nicht auf einer Vorgabe des Ministeriums oder der Bundes-Sport GmbH, sondern lag im Ermessen des Fördernehmers“.
Das Sportministerium sponsert den rot-weiß-roten Handball heuer übrigens mit rund vier Millionen Euro. Eine Million geht dabei an die am 28. November beginnende Handball-EM der Frauen mit den Co-Austragungsstätten Wien und Innsbruck.
Kein einfacher Werbemarkt
Den Widerspruch zwischen beiden Aussagen versucht ÖHB-Sprecher Markus Riedlmayer aufzulösen – beides sei richtig: „Die Werbebande ist ein Teil der Vereinbarungen, die wir mit dem Ministerium haben. Aber es steht nicht wortwörtlich so drinnen, dass das Logo dort vorkommen muss.“ In diesem Fall habe man sich aufgrund der jahrelangen, guten Zusammenarbeit entschieden, dass „dieser wichtige Partner auch Zeit auf der Werbebande bekommt“, sagt Riedlmayer.
Die Rechnung, dass man damit freiwillig auf Mehr-Einnahmen verzichtet, weil ja die zahlenden Werbekunde in der TV-Übertragung weniger Präsenz bekommen, sei aber nicht so einfach anzustellen; denn auch im boomenden Handball-Sport sei hierzulande der Werbemarkt „nicht einfach“. Generell sei der ÖHB natürlich bemüht, die Werbebande randvoll mit Marken aus der Privatwirtschaft zu füllen, um die Mittel für den Sport zu maximieren.
Womit beim Heim-Schlager der EM-Quali gegen Deutschland im März das großformatige Ministeriums-Logo auch wieder verschwunden sein könnte. Einen …read more
Source:: Kurier.at – Sport