Zwischen Testosteron und Toleranz: So bunt ist die Darts-WM im Ally Pally

Sport

Im Alexandra Palace in Nordlondon tummeln sich Minions, Nonnen und Ninja Turtles. Zum 15. Mal wird die Darts World Championship ausgetragen. Dabei gab es diese Woche eine Premiere – und bald vielleicht ein Ende.

Es wurde perfekt anvisiert. Exakt drei Minuten – oder: 180 Sekunden – nach Spielbeginn knallt das erste „OOonneehundredandeiiighty“ durch die Veranstaltungshalle. Die bunten Scheinwerferkegel flitzen durch den Publikumsbereich und über die Köpfe der Fans hinweg, die vor Freude aufspringen und dabei ein Drittel ihres Bierpitchers verschütten. 

REUTERS/Matthew Childs

„Das macht Weihnachten aus!“, ruft James Tugy, als er Richtung Versorgungshalle pilgert, um Nachschub zu holen. Abgesehen von den festlich geschmückten Christbäumen, die er in den Seitengängen passiert, ist um ihn herum allerdings wenig Besinnlichkeit zu entdecken. Aber nach 15 Auflagen hat sich dieses Sportereignis dennoch als Fixpunkt in der Adventzeit etabliert: Von Mitte Dezember und noch bis Anfang Jänner wird im eindrucksvollen Alexandra Palace in Nordlondon wieder die Darts World Championship abgehalten.

Farben, Fransen, Fähnchen 

Lachend, wild gestikulierend und häufig mit einer Bierdose in der Hand hat sich dafür kurz vor 12 Uhr ein Strom aus bunten Farben, Fransen und Fähnchen die Stiegen hinauf zum Haupteingang geschoben. Denn auch wenn es sich um eine Sportveranstaltung handelt, stehen die Darts nicht alleine im Fokus: Es geht um die Atmosphäre. („Es ist sooo viel besser, als es im Fernsehen aussieht“, erklärt Erstbesucher David Biederweg.) Es geht um Alkohol. (Insgesamt werden in den drei Wochen 500.000 Liter Bier ausgeschenkt). Und es geht – natürlich – um die Kostüme. 

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Anna-Maria Bauer

Justin Bull (re.) und seine Freunde ließen sich von Wicked inspirieren.

„Oh, hey!“, ruft Justin Bell, der mit seinen Freunden auf einem der Tische rechts hinten Platz genommen hat. „Noch ein Strohmann!“ Er springt auf, stößt das Bierglas seines Kollegen im Löwenkostüm um, und fällt seiner Doppelgängerin kurz in die Arme. Während Strohmann Sarah mit ihrem Löwen, Blechmann und männlicher Dorothy zu den eigenen Plätzen zieht, meint Justin: „Und wir dachten, dass wir mit Wicked diesmal einmalig sind.“

Es scheint einem kuriosen Gesetz zu folgen: Neue Kostüme tauchen im Ally Pally selten alleine auf.

Anna-Maria Bauer

Lee (re.) reiste mit seinen Freunden aus Nordengland an.

Dieses Jahr schieben sich auffallend viele Ali Gs und Super Marios, Nonnen und Minions durch die Hallen. Justin Bell zuckt mit den Schultern. Jetzt muss er wieder aufpassen; das nächste Spiel steht bevor. 

Erste Transgender-Frau am Oche

Mit Noa-Lynn van Leuven wird beim bevorstehenden Match erstmals eine Transgender-Athletin teilnehmen. Wie würde sie der Ally Pally empfangen?

 Vorab gab es große Aufregung, weil sich die Spielerin über die Frauenturniere qualifiziert hat – ein Vorgehen, das die Regeln des Veranstalters PDC so erlauben und das auch von ihren Kollegen verteidigt wurde. Und doch gab es Drohungen und die Forderung, dass sie von Frauenturnieren ausgeschlossen werden sollte.

Nun liegt in der riesigen Halle mit Alkohol und Testosteron auch eine gewisse abwartende Nervosität in der Luft. 

Action Images via Reuters/Matthew Childs

Doch vereinzelte Buhrufe gehen im Applaus unter, als Noa-Lynn mit wallendem, rotem Haar und Lippenstift die Bühne betritt. Und als sie das erste Set dann auch noch für sich entscheiden kann, wird der Jubel richtig laut. 

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Source:: Kurier.at – Sport

      

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