Nur 12,5 Prozent der heimischen Vorstände sind weiblich. Ein Fortschritt, jedoch kein besonders großer. Warum die Zahl stagniert.
Es ist ein neuer Rekord. Wenn auch kein weltbewegender. 12,5 Prozent der österreichischen Vorstandsmitglieder sind weiblich. Oder anders gesagt: 24 von 192 Vorständen der im Wiener Börse Index (WBI) gelisteten Unternehmen sind Frauen. Keine kritische Masse, stellt der Unternehmensberater EY Österreich in seinem neuen „Mixed Leadership Barometer“ fest.
Warum Frauen weiterhin so in der Unterzahl sind und nur eine einzige mit der Funktion des CEO betraut ist, analysiert EY-Partnerin Helen Pelzmann für den KURIER.
KURIER: Das neue Mixed Leadership Barometer ist da. Welche sind die interessantesten Ergebnisse?
Helen Pelzmann: Es gibt zwei wesentliche Erkenntnisse. Die Erste betrifft den Aufsichtsrat. Seit die 30-Prozent-Schwelle erreicht wurde, ist es mehr oder minder auch bei diesen 30 Prozent geblieben. De facto stagniert es. Man erfüllt also die Quote aber nicht mehr. Das Zweite ist, dass im Vorstand zwar zunehmend weibliche Mitglieder bestellt werden. Aber nur langsam.
Konkret sind nur 12,5 Prozent der österreichischen Vorstandsmitglieder der im Wiener Börse Index (WBI) gelisteten Unternehmen weiblich. Ein Rekord, aber kein großer. Hätten Sie sich mehr erwartet?
In den vergangenen zehn Jahren waren es durchschnittlich eineinhalb weibliche Vorstandsmitglieder, die pro Jahr hinzugekommen sind. Geht das in dem Tempo weiter, haben wir erst in 50 Jahren ein ausgewogenes Verhältnis. Es zeigt, dass ohne Quote auch bei den Vorständen zu wenig passieren wird im Bereich der Diversität. Mit 12,5 Prozent sind wir weit weg von der kritischen Größe, die es wahrscheinlich braucht. Es ist ja doch das oberste Leitungsorgan.
Ab wann wäre eine respektable Größe erreicht?
Es heißt, mindestens 40 Prozent sollten es sein. Das zeigt sich ja auch bei den Aufsichtsräten. 30 Prozent scheinen zu wenig zu sein, um auch im Vorstand Veränderungen zu bewirken. Das ist aber eigentlich die Idee dahinter. Durch eine größere Diversität im Aufsichtsrat eine größere Diversität im Vorstand zu erreichen.
Die Rolle des CEO wird in den WBI-Unternehmen nur einer einzigen Frau anvertraut. Wie kommt’s?
Ich persönlich kann mir das nur erklären, weil man in der Nachfolge eher dazu tendiert, die zu ernennen, die einem ähnlich sind. Oder jene, die man schon kennt. Und hier sind Männer-Netzwerke nach wie vor stärker als Frauennetzwerke.
Kurier/EY ÖsterreichDas neue Mixed Leadership Barometer im Überblick:
Mehrheit der Unternehmen ohne Frauen im Vorstand: 32 von 55 Unternehmen (58 %) haben keinen weiblichen Vorstand
Führungsfunktionen weiterhin ungleich verteilt: Nur ein weibliches Vorstandsmitglied ist CEO, die meisten Frauen verantworten operative oder finanzielle Bereiche
Frauenanteil in Aufsichtsräten minimal gesunken: von 31,8 Prozent im August 2024 auf 31,6 Prozent im Jänner 2025
Branchenanalyse zeigt Spitzenreiter: Transport & Logistik mit höchstem Frauenanteil in Vorständen (20 %), IT-Branche führt bei weiblichen Aufsichtsräten (41 %)
Source:: Kurier.at – Wirtschaft