Die Aktionäre haben die Kapitalerhöhung bei Pierer Mobility abgesegnet. Neuer Aufsichtsratschef Stephan Zöchling geht mit den Banken hart ins Gericht. Der KURIER nahm an der Hauptversammlung teil.
Die 3.100-Seelen-Gemeinde Munderfing liegt am Rande des Kobernaußerwalds und ein paar Kilometer südöstlich von Mattighofen in Oberösterreich. Im Gewerbepark der beschaulichen Ortschaft unterhält KTM eine Verwaltungszentrale, das sogenannte House of Brands. Am Montag herrschte dort reges Treiben, hat doch die KTM-Mutter eine außerordentliche Hauptversammlung anberaumt, auf der wichtige Entscheidungen fallen müssen.
Fakt ist: Die KTM AG ist ein Sanierungsfall mit 2,18 Milliarden Euro Schulden, die Lage bei der Holding Pierer Mobility AG ist nicht weniger angespannt. In einem Saal im Erdgeschoß nehmen gegen 10.00 Uhr 147 Aktionäre bzw. ihre Vertreter Platz. Es hat den Anschein, als würden die grau melierten Herrschaften in der Mehrheit sein, aber es sind etliche junge Semester darunter.
Bis zu 900 Millionen Euro
Kurz noch ein kleiner Espresso, bevor es staubtrocken rein ums Aktiengesetz geht. Aber einer fehlt: KTM-Zampano Stefan Pierer. Seinen Platz nimmt mittlerweile Gottfried Neumeister als Vorstandschef ein. Neumeister hat sich seine Sporen als Manager bei Niki Laudas Airline FlyNiki und bei DO & CO verdient.
Drei Punkte stehen auf der Tagesordnung: Die Wahl des Managers Stephan Zöchling zum Aufsichtsratschef und zwei Beschlüsse für Kapitalerhöhungen. Hierbei geht es um bis zu 900 Millionen Euro, die in Form von Wandelschuldverschreibungen, Gewinnschuldverschreibungen und Genussrechte begeben werden sollen. Das Geld soll dann großteils in die marode Tochter KTM fließen. Nachdem die Formalitäten abgearbeitet sind, zählt Neumeister nochmals jene Fehler auf, die zur Pleite von KTM geführt haben.
Kurier/Juerg ChristandlMassives Versagen
Die Liste ist lang und ein Beleg für betriebswirtschaftliches Versagen. Vieles ist bekannt. Neu ist „die instabile Finanzverschuldung“ der KTM-Gruppe. So hat die Gruppe Betriebsmittelkredite in Höhe von 1,6 Milliarden Euro bei rund 100 Banken aufgenommen und sich bis über die Ohren verschuldet.
Allein 400 Millionen Euro mussten aufgebracht werden, um den Verlust der Fahrrad-Sparte abzudecken. Nach Neumeister sind die Aktionäre am Wort. Als Erster nimmt sich Michael Knap vom Interessensverband für Anleger (IVA) das Saalmikrofon. Knap ist Stimmrechtsvertreter für 65 Aktionäre, die insgesamt 4,3 Prozent des Grundkapitals halten. Er sei nicht nach Munderfing gekommen, um Ursachenforschung zu betreiben, sagt er, um dann ich gleichen Atemzug Kritik am Aufsichtsrat zu üben: „Der Aufsichtsrat war all die Jahre schwach besetzt“, sagt Knap. Die Kontrolle habe versagt.
Mit der Wahl Zöchlings in den Aufsichtsrat zeigt sich Knap zufrieden. Er möchte aber von Zöchling wissen, wie tief seine Freundschaft zu Gottfried Neumeister ist und ob sich daraus möglicherweise eine Befangenheit ergeben könnte.
„Dass man sich kennt, darf nicht zum Vorteil oder Nachteil sein“, kontert Zöchling. „Neumeister ist dramatisch jünger als ich, wir sind aber in dieselbe Schule gegangen.“ Knap hat außerdem aus den Medien aufgeschnappt, sagt er, dass der F1-Pilot Lewis Hamilton zu den potenziellen Investoren von KTM zählen soll. Neumeister stellt klar, Hamilton sei nicht Teil des Investorenprozesses, den die Citibank leitet.
Ein weiterer Aktionär will von Neumeister wissen, ob die Pierer Mobility börsennotiert bleibt. „Wenn es nach mir geht, dann bleiben wir an der Börse gelistet“, sagt Neumeister. „Aber es wird darauf …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft