Bürokratie habe eine Schmerzgrenze für Unternehmen erreicht, die Kosten müssten die Konsumenten übernehmen. Neue Kampagne für Markenartikel.
Seit 1. Jänner gibt es auch in Österreich ein Pfand auf PET-Flaschen und Dosen. Noch ist im Handel kaum pfandpflichtige Ware erhältlich, doch dies wird sich in Kürze ändern. Denn Hersteller entsprechender Waren stellen sukzessive auf das neue System um.
Das Pfandsystem hat bereits im Vorfeld der Einführung für viel Kritik gesorgt – wie etwa vor kurzem seitens des steirischen Entsorgers Saubermacher. Nun stößt Günter Thumser, Geschäftsführer des Markenartikelverbands (MAV) nach. Er spricht unter anderen von „Willkür“.
So kämen zu den Kosten im Handel von mindestens 350 Millionen Euro noch jene bei den Herstellern dazu. „Es sind beachtliche Mehrinvestitionen, etwa bei Logistik und Etiketten, notwendig.“ Aktuell liege die österreichweite Sammelquote bei 80 Prozent. Die auch von der EU vorgegebenen 90 Prozent wären leicht zu erreichen gewesen, wenn in Wien vermehrt gesammelt worden wäre. Und um die Plastikflaschen aus den gelben Sammeltonnen vom Rest zu trennen, hätte nur ein einstelliger Millionenbetrag bei den Verwertungsgesellschaften investiert werden müssen, so Thumser.
Markenartikelverband/Franziska Liehl
Günter Thumser.
Dass die Einführung mit jener in Rumänien und ähnlichen Ländern argumentiert wird, zählt für ihn nicht. „Die hatten gar keine funktionierenden Systeme.“ Letztendlich gebe es in Österreich kein Argument für das Pfand – außer ideologische und politische Gründe.
Generell spricht Thumser von „Wahnsinn“ und „Planwirtschaft“, wenn er an die bürokratischen Vorgaben aus Brüssel, aber auch im eigenen Land, denkt. „Die Spielräume werden für Unternehmen immer enger. Und es ist auch nicht zum Vorteil von Konsumenten und Umwelt.“
Als Beispiel nennt er die Zahl von 13.000 neuen Vorschriften, die alleine in den vergangenen fünf Jahren in der EU dazu gekommen seien. „In den USA waren es nur 3.500“, so Thumser. Alleine die EU-Verpackungsverordnung umfasse 333 Seiten. Wertschöpfend sei diese Vielzahl an Vorschrifften nicht.
Vor allem mittelgroße Unternehmen würden „brutal darunter leiden“, ergänzt der Präsident des Markenartikelverbandes, Josef Braunshofer. „Die Bürokratie hat eine Schmerzgrenze erreicht.“ Staatliche Eingriffe seien oft lähmend und er warnt zugleich vor Werbeverboten oder neuen Steuern wie auf Zucker. Die Situation sei unerträglich, appelliert er an die heimischen EU-Abgeordneten, sich für eine Entbürokratisierung einzusetzen. „Denn am Schluss zahlen es die Konsumenten.“
Berglandmilch eGen
Josef Braunshofer.
Zugleich steigt laut Thumser die Gefährdung der Markenvielfalt durch den hohen Konzentrationsgrad im Handel. „Es gab eine enorme Schrumpfung in den letzten 5 Jahren.“ Laut einer GfK-Analyse ist die Zahl der Markenprodukte in den heimischen Supermärkten je nach Bereich und Kette um bis zu 49 Prozent zurückgegangen. Entsprechend gab es auch Rückgänge bei der Anzahl der auswählbaren Artikel. „Noch machen Originale deutlich mehr als die Hälfte des Umsatzes im Handel“, resümmiert Thumser.
Um bei Konsumenten das Bewusstsein für Markenprodukte zu schärfen, startet nächste Woche die 29. Markenartikelkampagne unter dem Motto „Die Marke macht’s! Das Original“. Markenqualität habe mehr Diemensionen als den Preis“, so Thumser. Die durch die Inflation allzu aufgeheizte Preisdiskussion schränke den Wert der Lebensmittel allzu einseitig auf den Preis ein.
Source:: Kurier.at – Wirtschaft