
Inhaber Gabor Rose zieht endgültig die Reißleine und verkauft sämtliche Filialen samt Personal an Mitbewerber. Gründe dafür gab es gleich mehrere.
Die schwächelnde Konjunktur fordert ein weiteres Opfer im heimischen Handel. Die Damenmodekette Jones Fashion sperrt nach 53 Jahren für immer zu. Das Wiener Unternehmen war bereits zwei Mal insolvent, zuletzt im Herbst 2023. Nach Abschluss der Sanierung und Schließung von neun Filialen zeigte sich Eigentümer Gabor Rose im Vorjahr noch zuversichtlich, nun zog er die Reißleine. „Der Aufschwung ist nicht gekommen“, begründet Rose das Aus im Gespräch mit dem KURIER.
Letztlich habe die Kalkulation für das laufende Jahr die Entscheidung gebracht, es ganz bleiben zu lassen.
„Wir bräuchten jedes Jahr 10 bis 15 Prozent Umsatzplus, um die Kosten zu stemmen. Weder glauben wir an eine Umsatzsteigerung von 10 bis 15 Prozent, noch sind unsere Kundinnen bereit, 10 bis 15 Prozent mehr für die Ware zu zahlen“, erläutert Rose.
Gabor Rose: „Die Mitte ist verloren gegangen“
Ab einer gewissen Preisschwelle gebe es aber Kaufzurückhaltung. Letztlich sei man zwischen Luxus- und Billigware aufgerieben worden. „Die Mitte ist verloren gegangen“, klagt der Firmenchef. Das Dilemma des Austro-Labels: Damenmode von Jones galt jahrelang als „Luxus der Mittelklasse“, doch Luxus sei heute noch teurer und die Mittelklasse durch chinesische Anbieter billiger geworden.
Jones, Inge Prader
Um nicht in eine dritte Insolvenz zu schlittern, wollten Gabor Rose und seine Gattin Doris es nun „sauber und selbstbestimmt beenden“. „Wir sind schuldenfrei und konnten selbst entscheiden, wie wir es machen“. Die Mitarbeiterinnen in den insgesamt 30 Jones-Filialen, davon 20 in Österreich, wurden bereits im Februar über das Aus informiert.
Abverkauf beginnt Mitte April
Ab Mitte April startet in den eigenen Jones-Shops und online der große Abverkauf der aktuellen Kollektionen und Lagerbestände. Ende Juni werden die heimischen Filialen samt Personal von den zwei deutschen Modehändlern „More and More“ und „Liberty Fashion“ sowie vom jungen Salzburger Label „Musterzimmer“ übernommen.
70 bis 80 der 107 Verkäuferinnen, viele davon lange dabei, könnten dadurch ihren Job behalten. Einige haben bereits Jobangebote. Die Jones-Zentrale und der Online-Shop sperren über den Sommer zu, die Franchise-Verträge werden aufgelöst. Nur die Marke wird vorerst behalten.
Kurier/Juerg Christandl
Gabor Rose
53-jährige Geschichte
Jones wurde 1972 als Modegroßhändler gegründet, in den 1990-er Jahren erfolgte der Einstieg in den Einzelhandel mit hochwertiger, modischer Damenbekleidung und rasch wechselnden Kollektionen. Designchefin Doris Rose war als Kreativkopf 35 Jahre „mit Herzblut“ dabei, wie sie etwas wehmütig sagt. Nach der Expansion ging es bergab, 2019 war Jones pleite, konnte aber saniert werden. Nachdem Cofag-Kredite fällig gestellt wurden, erfolgte 2023 die zweite Insolvenz.
Die Preise erneut zu senken und einen größeren Kundinnenkreis anzusprechen, wie es schon nach der ersten Insolvenz versucht wurde, sei keine Option mehr gewesen. „Wir wollten das nicht, sondern einen gewissen Anspruch und eine gewisse Qualität halten.“ Für einen Neustart mit einem neuen Konzept hätte auch ein Investor gefehlt.
Trend: Leger statt elegant
Letztlich hätten sich auch die Kundengewohnheiten in Sachen geändert. Elegante Business-Damenmode ist seit Corona und Homeoffice weniger gefragt, legere Kleidung dafür umso mehr. „Angesichts der geänderten Konsumgewohnheiten und kräftigen Kostensteigerungen ist es trotz intensiver Sparmaßnahmen nicht gelungen, eine tragfähige Lösung für die Zukunft von Jones …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft