Im Tarifstreit zeichnet sich laut Handelsblatt eine Lösung ab. Diese soll dem Konzern vier Milliarden Euro sparen bei weniger harten Einschnitten.
In den Tarifverhandlungen bei Europas größtem Autobauer Volkswagen haben Vorstand und Arbeitnehmer nach einem Bericht des „Handelsblatt“ eine grundsätzliche Einigung auf ein milliardenschweres Sparpaket für den Umbau des Autoherstellers erzielt. Nach langen Verhandlungen stehe ein Kompromiss, berichtete die Zeitung am Freitag unter Berufung auf mit den Vorgängen vertraute Personen.
Die zuständigen Gremien müssten der Übereinkunft aber noch zustimmen, in der zwei Werke zur Disposition gestellt würden. Am Nachmittag wollten der Vorstand, das Präsidium des Aufsichtsrats sowie die Tarifkommission der Arbeitnehmerseite über die ausgehandelten Lösungen beraten. „Es kann also noch scheitern“, zitierte das Blatt einen Insider. Der Entwurf für eine Einigung stehe, sagte auch ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters.
Am Vormittag hatten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen gesagt, es gebe eine Annäherung. Aber auch hier herrschte noch Vorsicht: „Wir können auch auf der Zielgeraden noch falsch abbiegen“, hieß es. Von den Beteiligten war zunächst kein Kommentar zu erhalten.
Die fünfte Verhandlungsrunde in dem Konflikt läuft seit Montag. Beide Seiten haben mehrere Nächte durchverhandelt, nur unterbrochen durch kurze Schlafpausen. Es ist der längste Verhandlungsmarathon in der Geschichte von Volkswagen.
Die IG Metall machte am Donnerstagabend das VW-Management für die Zitterpartie verantwortlich. „Der Verhandlungsprozess hakt insbesondere in den internen Abläufen der Arbeitgeberseite“, teilte die Gewerkschaft mit. Ziel sei es weiterhin, eine Lösung vor Weihnachten zu finden. „Wir erwarten nun, dass das Unternehmen schnellstmöglich interne Klarheit schafft!“.
Lösungen auf dem Tisch
Hauptstreitpunkte waren zuletzt vor allem die Zukunft der Werke und die Beschäftigungssicherung. Betriebsratschefin Daniela Cavallo hat wiederholt deutlich gemacht, dass es mit ihr keine Werksschließungen geben werde. Es gebe ein Paket, die Lösungen lägen auf dem Tisch, hieß es aus Unternehmenskreisen. Das gelte auch für die Frage der Werke und der Beschäftigungssicherung. Entscheidend sei, dass die Verträge nun auch rechtlich korrekt abgeschlossen würden.
Ein Insider sagte, durch den Vorstand gehe ein tiefer Riss. Einige Akteure brächten inzwischen externe Anwälte mit in die Vorstandssitzungen.
Nur 2 Werke betroffen
Mit der Einigung werde das avisierte Sparziel nun erreicht, berichtete das „Handelsblatt“ weiter. Zuletzt hatte dies bei vier Milliarden Euro gelegen. Weniger drastisch als erwartet sollen die Einschnitte im Fabriknetzwerk ausfallen. Demnach soll für das Werk Osnabrück ein Käufer gefunden und die kleinere Fertigung in Dresden umgewidmet oder geschlossen werden. Eine Schließung der Fabriken in Zwickau oder Emden soll demnach vom Tisch sein.
Der Vorstand um Konzernchef Oliver Blume verlangt in dem Konflikt unter anderem eine Lohnkürzung von zehn Prozent und droht mit Werkschließungen. Finanzchef Arno Antlitz verwies wiederholt auf massive Überkapazitäten: Auf dem europäischen Automarkt würden dauerhaft zwei Millionen Autos weniger verkauft als vor der Pandemie. Für VW bedeute das, dass etwa 500.000 Fahrzeuge pro Jahr fehlten – das entspricht der Produktion von zwei größeren Werken.
Eigentümer stehen hinter Vorstand
Unterstützt wird der Sparkurs von den Familien Porsche und Piech, die die Mehrheit an dem Wolfsburger Autobauer halten. VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, der auch die familieneigene Porsche SE leitet, erklärte vor Beginn der laufenden Verhandlungsrunde am Montag, die Porsche SE-Führung sowie die Familien ermutigten die VW-Führung …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft