Holger Bonin, Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS), fordert einen „glaubwürdigen Sparplan“ und spricht sich für eine Reform der Bildungskarenz aus.
Seit zwei Jahren schrumpft die österreichische Wirtschaftsleistung. Erst in der Vorwoche wurde die Prognose für 2025 leicht nach unten korrigiert. Droht ein drittes Rezessionsjahr?
„Wenn nichts ganz Unvorhergesehenes passiert, gibt es einige Anzeichen, dass es bergauf gehen wird“, sagt dazu Holger Bonin, Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS), in der ZIB2 bei Martin Thür. Der Konsum ziehe leicht an, im Welthandel sehe man „gewisse Aufhellungen“. Ohne unvorhergesehene Krisen bestehe die Chance auf ein leichtes Wachstum. Es gebe jedoch viele Risikofaktoren.
Handel und Baubranche als Sorgenkinder
In welchen Branchen sieht der IHS-Chef 2025 die größten Probleme? Die Bauwirtschaft leide unter den lange Zeit sehr hohen Zinsen, aber mit sinkenden Zinsen könne es wieder aufwärtsgehen. Auch der Handel bleibe ein Sorgenkind: „Die Arbeitslosigkeit wird im nächsten Jahr leicht steigen“, da sei es rational, dass sich die Menschen beim Kaufen zurückhielten.
Die Gründe für die wirtschaftliche Misere liegen auch im Ausland – kann sich Österreich überhaupt aus eigener Kraft aus der Rezession befreien? Vieles könne man nicht oder nur bedingt beeinflussen, sagt Bonin und nennt die Krise im Nachbarland Deutschland oder die gestiegenen Energiepreise. Anderes sehr wohl: Von der künftigen Bundesregierung erwartet Bonin Reformen, „mit denen man das Budgetdefizit in den Griff bekommt und gleichzeitig trotzdem eine Wirtschaftsbelebung hinbekommt“. Aber: „Einfach wird das nicht.“
Begrüßt EU-Defizitverfahren
Jedenfalls gehört das Budget konsolidiert. Dass sich Österreich einem EU-Defizitverfahren unterzieht, würde der IHS-Chef begrüßen. Denn: Im nächsten Jahr müsse man dann weniger sparen als bei Alternativen, man laufe also weniger Gefahr, die Konjunktur abzuwürgen. Auf lange Sicht, in den nächsten fünf bis sieben Jahren, werde man aber substanziell sparen und den Finanzmärkten glaubhaft signalisieren müssen, „dass man es ernst meint mit dem Sparen“. Sonst werde man „abgestraft“. Bonin fordert einen „glaubwürdigen Sparplan für Österreich“.
Möglichkeiten für neue Steuern, ohne den Wirtschaftsaufschwung zu gefährden, sieht der Experte in „Sündensteuern“, also einer Besteuerung von Alkohol, Tabak oder Zucker, allerdings nur als Ergänzung. Wichtiger sei es, auf die Ausgabenseite zu schauen, etwa die Bildungskarenz zu reformieren, um Geld zu sparen und zusätzliche Beschäftigung zu generieren.
Source:: Kurier.at – Wirtschaft