Der wortgewaltige Stahlmanager Claus Raidl ist tot

Wirtschaft

Von 2008 bis 2018 war Claus Raidl Präsident der Österreichischen Nationalbank.

Einer der renommiertesten österreichischen Manager  ist verstorben. Claus Raidl, 82, erlag in der Nacht auf Dienstag seiner langen, schweren Krankheit. Er hat die heimische Wirtschaftspolitik als ÖVP-Berater über viele Jahre mitgeprägt. 

Der in Kapfenberg geborene Vater dreier Söhne studierte in Wien an der Hochschule für Welthandel. Nach der Dissertation begann er als Assistent am Institut für angewandte Sozial- und Wirtschaftsforschung. 1982 wurde Raidl nach mehreren Stationen bei Banken und Versicherungen Vorstandsmitglied der Staatsholding, die damals noch ÖIAG hieß. Die  Verstaatlichte Industrie steckte in einer tiefen Krise, es waren Milliardenverluste angefallen. Nach einem letzten Zuschuss des Staates wurden die Betriebe schrittweise privatisiert. 

Privatisierung der Voest-Alpine

Raidl betrieb die erfolgreiche Privatisierung der schwer angeschlagenen Voest-Alpine, heute spielt das Linzer Stahl- und Technologieunternehmen international in der Oberliga mit. Als die Voest die schwedische Böhler-Uddeeholm übernahm, wurde Raidl 1991 Vorstandsvorsitzender, was er bis 2010 blieb. 

Raidl hatte immer eine Entpolitisierung der Verstaatlichten Industrie und der Wirtschaft gefordert. Er hatte  gesehen, was parteipolitische Postenbesetzungen in der Verstaatlichen angerichtet hatten.  

Ideologisch war Raidl der ÖVP zuzurechnen. Allerdings war er kein  konservativer Schwarzer, sondern ein weltoffener Wirtschaftsliberaler. Trotz zahlreicher Aufforderungen nahm nie eine politische Position an. Er beriet lediglich ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel, als dieser Bundeskanzler war. 
Raidl war bekannt – und nicht immer beliebt – dafür, offen seine Meinung zu sagen. Sein Herz galt der Industrie, selbst bezeichnete er sich gerne flapsig als „steirischer Stahlarbeiter“.

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Die spätere Entwicklung der Staatsholding kritisierte er offen, vor allem den Einstieg von America Movil bei der Telekom Austria, aber auch die handelnden Personen in der ÖIAG, die er als Frühstücks- und Jausendirektoren bezeichnete. Zuletzt sprach er sich sogar für die Auflösung der ÖIAG aus. 

Raidl selbst hatte Schüssel für die Staatsholding einen aus sich selbst heraus erneuernden Aufsichtsrat empfohlen, um die Parteipolitik draußen zu halten. Er habe aber völlig verkannt, gestand er später ein, dass die Aufsichtsräte Freundschaftspflege betrieben und der Aufsichtsrat zu einem Klub von Leuten aus der der Auto- und Papierindustrie wurde, mit Russland-Tangente. Raidl konnte verhindern, dass die Voest still und leise an Magna verkauft wurde. 

Zehn Jahre an der Spitze der Notenbank

2008 wurde Raidl zum Präsidenten des Generalrates der Oesterreichischen Nationalbank bestellt. Er blieb zehn Jahre lang an der Spitze der Notenbank. 

Seine Erfahrung war in etlichen Aufsichtsräten gefragt, von Wienerberger bis zum Flughafen und der Wiener Börse. Raidl zeichnete sich auch dadurch aus, dass er nie seinen Humor verlor und immer ein offenes Herz für soziale Anliegen hatte. Dass sein Sohn Gregor bei den Neos landete (heute ist er wieder bei der ÖVP), störte ihn keineswegs. Im Gegenteil, er diskutierte medial gerne mit seinem Sohn.  
Für seine Leistungen um die heimische Wirtschaft wurde Raidl vielfach ausgezeichnet.  

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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