Eigentümerfrage: Wer bei Volkswagen hinterm Steuer sitzt

Wirtschaft

Zwei mächtige Familien aus Österreich müssen Europas größten Autokonzern aus der Krise führen. Über eine Holdinggesellschaft geben sie den Ton an.

Zusammen sind sie die reichsten Österreicher und gemeinsam lenken sie Europas größten Autokonzern. Die Rede ist von den Familien Porsche und Piëch und Volkswagen. Vor wenigen Tagen machte die Meldung die Runde, dass die beiden Eigentümer Überlegungen wälzen, sich von einem kleinen Teil ihrer Macht zu trennen. Dies wurde zwar dementiert. Für den KURIER aber dennoch Grund genug, sich die Machtverhältnisse bei Volkswagen genauer anzusehen. Wie ein Blick auf die Grafik zeigt, sind diese durchaus komplex.

Kurier Grafik

Verbunden sind die beiden Familien über eine gemeinsame Holding, der Porsche SE. Neben Investitionen in einige Techunternehmen sind das Herzstück die Kernbeteiligungen an den Automobilkonzernen Volkswagen AG und Porsche AG.

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Zu unterscheiden ist an der Börse generell zwischen Stamm- und Vorzugsaktien. Beide notieren zu ähnlichen Kursen. Bei Aktionärstreffen, den Hauptversammlungen, sind jedoch nur Stammaktien stimmberechtigt. Im Gegenzug ist bei Vorzugspapieren die Dividende meist ein wenig höher. Die Porsche SE hält aktuell 53 Prozent der Volkswagen-Stammaktien.

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Laut Bild sollen die beiden Familien Berechnungen angestellt haben, diesen Anteil auf 50 oder sogar 45 Prozent zu reduzieren. Mit den eingenommenen Geldern könnten Schulden reduziert oder in andere Unternehmen investiert werden, die mehr Rendite abwerfen. Fällt der Anteil allerdings unter 50 Prozent, so wäre bei Aktionärsabstimmungen rein rechnerisch die Mehrheit weg. Allerdings sind nie alle Aktionäre anwesend, sodass die Familienclans durchaus weiterhin bestimmen würden, wo es langgeht.

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Die Volkswagen-Aktie notiert bereits seit 1961. 20 Prozent der Stammaktien hält das Land Niedersachsen. Das sogenannte VW-Gesetz sichert dem Land eine Sperrminorität mit nur 20 Prozent (sonst laut Börsegesetz 25 Prozent plus eine Aktie), sodass es wichtige Entscheidungen blockieren kann. Hintergrund ist die große wirtschaftliche Bedeutung des Konzerns für das Bundesland.

Neuer Miteigentümer

Seit 2009 ist auch das Emirat Katar mit an Bord. Dies geschah, nachdem der damals noch eigenständige Porsche-Konzern in einer feindlichen Übernahme zuvor versucht hatte, die Mehrheit an Volkswagen zu erhalten. Porsche verschuldete sich dabei hoch und bekam schließlich finanzielle Probleme. Katar nutzte die Gunst der Stunde und stieg beim Rennwagenbauer ein und übernahm dabei auch einen Teil der von ihm gehaltenen Volkswagen-Aktien.

2012 wurde Porsche in den Volkswagen-Konzern integriert. 10 Jahre später spaltete Volkswagen seine Tochter wieder ab und brachte rund 12 Prozent der Anteile an die Börse. Das Sagen haben aber auch hier weiterhin die Porsches und Piëchs.

Und wie geht es weiter? 

Die beiden Vorstände der Familien, Wolfgang Porsche und Hans Michel Piëch, sind bereits 81 bzw. 83 Jahre alt. Sie werden eher früher als später den Platz im Aufsichtsrat der Porsche Holding SE räumen. Dann kommen Ferdinand Oliver Porsche und Stefan Piëch zum Zug. Sie müssen dann den Konzern durch eine große Phase des Umbruchs – Stichwort Elektromobilität und neue Konkurrenz aus China – steuern. 

Die Aktienkurse aller drei Gesellschaften haben in den vergangenen Monaten gelitten, die Gewinne sind um knapp ein Drittel eingebrochen. Auch zulasten der Familien.

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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