
Zwei Länder, zwei Welten: In Wien wird bei der Budgetrede das Milliarden-Sparpaket der neuen Bundesregierung verkündet. In Berlin arbeitet die neue Bundesregierung an der Umsetzung eines Konjunkturpakets im Umfang von 500 Milliarden Euro.
Wenn Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmansdorfer (ÖVP) in Berlin auf seine neue Amtskollegin Katherina Reiche (CDU) trifft, steht die gigantische Summe für Infrastruktur, Digitalisierung und Klimaschutz im Mittelpunkt – und die Frage im Raum, wie auch Österreichs Wirtschaft profitieren könnte.
Für den Minister liegt die Antwort auf der Hand: „Wenn Deutschland den wirtschaftlichen Turbo zündet, springt der Funke unweigerlich auch auf Österreich über. Für unsere Betriebe ist das ein wichtiges Signal zur rechten Zeit“, ist Hattmannsdorfer aufgrund der engen wirtschaftlichen Verflechtung überzeugt.
Schließlich wurden 2024 rund 30 Prozent aller Exporte bzw. Waren im Wert von mehr als 56 Milliarden Euro nach Deutschland geliefert. Viele heimische Unternehmen seien integraler Bestandteil deutscher Lieferketten und stark von der dortigen Nachfrage abhängig, argumentiert Hattmannsdorfer.
APA/GEORG HOCHMUTH
Wolfgang Hattmannsdorfer
Breite Palette
Chancen würden sich insbesondere für den Maschinen- und Anlagenbau, für heimische Autozulieferer, für Anbieter von Steuerungs- und Automatisierungstechnik oder Firmen aus dem Bereich der Umwelt- und Energietechnologien ergeben.
Dass einzelne Unternehmen profitieren, die lange in Deutschland tätig sind und wohl zu neuen Aufträgen kommen, ist logisch und unumstritten. Bestes Beispiel ist Marktführer Strabag mit rund 40.000 Mitarbeitern, flächendeckender Präsenz und dichtem Baustoffnetzwerk in Deutschland. Konzernchef Stefan Kratochwill sagt: „Das geplante Sondervermögen Infrastruktur ist ein wichtiger Schritt, denn der Modernisierungsbedarf ist enorm. Mit den ersten Projekten aus diesem Paket rechnen wir allerdings frühestens im Jahr 2026.“ Neben der Finanzierung gehe es aber darum, die Planungs- und Genehmigungsprozesse in Deutschland zu beschleunigen – denn nur dann wird das Paket auch seine Wirkung entfalten können, weiß Kratochwill.
Über einzelne Firmen hinaus ist ein größerer Konjunkturstimulus aber fraglich, sagt WIFO-Experte Christian Glocker. „Das deutsche Milliarden-Paket steht in massivem Widerspruch zu den EU-Schuldenregeln. Da muss noch viel diskutiert werden. Und auch wenn Berlin die Umsetzung gelingt, dürfte der volkswirtschaftliche Effekt für Österreich sehr klein ausfallen“, so Glocker. Auch zwischen 2012 und 2015 war das zu beobachten. Die deutsche Wirtschaft expandierte stark, in Österreich herrschte eher Flaute.
Und so mahnte auch der frühere deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck anlässlich der Beschlussfassung des Konjunkturpaktes Reformen ein, die den Standort wettbewerbsfähiger machen. Denn, so Habeck: „Geld allein löst kein Problem.“
Source:: Kurier.at – Wirtschaft