Gewerbe und Handwerk stecken im Tal der Tränen fest

Wirtschaft

2024 gab es neuerlich Rückgänge. Kaum jemand geht davon aus, dass es heuer besser wird. Die Wirtschaftskammer fordert Bürokratieabbau.

Die österreichischen Gewerbe- und Handwerksbetriebe haben 2024 das fünfte Jahr infolge mit Rückgängen hinter sich gebracht. „Wir werden dem Jahr keine Träne nachweinen“, sagte die Obfrau der Bundessparte, Renate Scheichelbauer-Schuster, am Donnerstag vor Journalisten. 

Viel besser dürfte es aber auch heuer nicht werden. „Das Bild ist eindeutig, weder im Rück- noch im Ausblick sind positive Tendenzen zu erkennen“, sagte die Spartenobfrau. 

Kaum Lichtblicke

Die Umsätze im Gewerbe und Handwerk sind nach Schätzungen der KMU Forschung Austria  um 4,5 Prozent zurückgegangen. Besonders schwierig war das Jahr für das Baugewerbe und die exportorientierten Branchen. 

Lichtblicke gab es zuletzt lediglich bei Sanitär-, Heizungs- und Lüftungsbetrieben, die von der Sanierungsoffensive profitierten und bei den Dachdeckern, Glasern und Spenglern, die nach Hagel und Hochwasser gut ausgelastet waren. 

Aufwärtstrend nicht in Sicht

Die Erwartungen für das kommende Jahr sind vorsichtig ausgedrückt verhalten. Quer durch die Branchen wird mit weiteren Rückgängen gerechnet. Besonders negativ blicken der Holzbau und das Bauhilfsgewerbe ins neue Jahr. Lediglich Friseure und Fußpfleger erwarten ein leichtes Wachstum bzw. eine Stagnation. 

Ein Aufwärtstrend sei noch nicht in Sicht, sagte Christina Enichlmair von der KMU Forschung Austria. 92 Prozent der Betriebe wollen immerhin ihr Personal zumindest halten. 

APA/HELMUT FOHRINGER

Renate Scheichelbauer-Schuster

Neben den multiplen Krisen der vergangenen Jahre, von Corona über Verwerfungen in der Lieferkette bis hin zu den Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, ortet Scheichelbauer-Schuster auch hausgemachte Probleme. Etwa die strengen Regeln bei der Kreditvergabe durch die KIM-Verordnung. Die habe den Wohnbau in Österreich zum Erliegen gebracht, kritisierte die Spartenobfrau. Finanzierungsimpulse durch das Auslaufen der Verordnung im Juni erwartet sie erst 2026. 

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Erfolgsgeschichte Handwerkerbonus

Eine Erfolgsgeschichte sieht sie hingegen im Handwerkerbonus (bis zu 2.000 Euro Förderungen für Handwerksarbeiten). Aktuell zähle man 1.500 Anträge pro Tag. Der Bonus, der noch bis zum Jahresende gilt, habe eine enorme Hebelwirkung, sagte Scheichlbauer-Schuster. Reservierte Mittel von 300 Mio. Euro lösen 1,5 Mrd. Euro an Leistung aus: „Er rechnet sich von selbst.“

Erwartungen an künftige Regierung

Von der künftigen Regierung erwartet sich die Scheichlbauer-Schuster sowohl einen konsolidierten Staatshaushalt als auch Wachstum. Die Balance sei zu schaffen, sagte die Spartenobfrau. Spartengeschäftsführer Reinhard Kainz machte sich für einen Bürokratieabbau stark. Vorgaben der EU, wie die Entwaldungsverordnung, das Lieferkettengesetz, aber auch die Ökodesignrichtlinie würden vor allem KMUs völlig überfordern. Aber auch österreichische Vorschriften sollten auf eine Vereinfachung durchforstet werden. Kainz forderte einen Abbau von einem Viertel der Vorschriften für KMUs. 

Kolportierte Streichungen von Förderungen bei Photovoltaik und im Heizungsbereich durch eine mögliche FPÖ-ÖVP-Regierung wollte Scheichelbauer-Schuster nicht näher kommentieren. Man müsse sich das Gesamtpaket anschauen. Die ökologische Transformation sei für heimische Betriebe jedenfalls ein wichtiges Geschäftsfeld. 

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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