Hat der Speck überhaupt noch Zukunft, Herr Handl?

Wirtschaft

Der Tiroler Speckkaiser über vegane Snacks, Donald Trump, den Fleischkonsum angesichts der Klimakrise und Wünsche an die nächste Regierung

Karl Christian Handl fordert eine Lohn- und Lohnnebenkostensenkung von der künftigen Bundesregierung und eine wirkliche Entbürokratisierung. Kleinere Betriebe würden an den Vorschriften „ersticken“.

KURIER: Sie haben im Vorjahr  eine Veggie-Linie eingeführt. Ihre Snacks Wurzerl, Tyrolinis und bald die neuen Almjäger gibt es auf rein pflanzlicher Basis. Ein Wunsch des Handels oder fordert das der Zeitgeist?
Handl: Das war meine Überlegung im Sinne der Nachhaltigkeit und als Antwort auf die Konsumveränderung. Mir geht es gar nicht um den reinen Veganer, sondern mehr um die Flexitarier. Ziel ist, für die ganze Familie Produkte auch im pflanzlichen Bereich anzubieten.

Beim Fleischersatz gibt es nicht nur Erfolgsgeschichten, wenn man an die Verluste von Beyond Meat oder den ersten Anlauf von Neuburger denkt. Was haben Sie sich vorgenommen?
Ein normales, gesundes Wachstum als Ergänzung zum Gesamtsortiment. Der Veggie-Bereich wirft  jetzt schon einen kleinen Gewinn ab, aber ich erwarte keine Rakete, die jetzt abhebt. Ich werde die Firma auch nicht in eine fleischfreie Firma transformieren. Ich bin mit der Entwicklung zufrieden für die ersten 18 Monate.

Kommt der vegane Speck?
Nein, da hätte ich ein Problem. Wir sind eine traditionelle Firma und irgendwo ein Wegbereiter. Über die Tradition brauchen wir nicht reden, die leben wir seit 122 Jahren. Die Veggie-Linie ist der neue Weg. Die klassische Jause wird immer weniger und die Familien und vor allem die jungen Familien essen auch immer mehr „on the go“, also in der Schule, im Büro, im Auto. Da passt der Snack.

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Wissen Sie, warum Vegetarier und Veganer so oft Produkte suchen, die möglichst wie das tierische Pendant aussehen und schmecken?
Nein, das verstehe ich auch nicht. Uns trifft das aber nicht, weil beispielsweise das Tyrolini als Fleischprodukt war ursprünglich inspiriert vom Grissini, also ein dünnes Stangerl, das man zwischendurch knabbern kann. Das ist keine typische Wurst, sondern ein Snack. Und das haben wir auf vegan umgelegt. Ich produziere ja auch keine Extrawurst oder Schnitzel oder Burger. Das interessiert mich alles nicht.

Sie sind eine der größten Fleischhersteller mit mehr als 15.000 Tonnen Jahresproduktion. Wie geht es der Fleischindustrie?
Die Situation ist sehr angespannt. Viele Betriebe kämpfen mit Ertrags- und Mengenproblemen. Aber die großen bekannten Marken wie Berger oder Wiesbauer haben ihren Bereich gefunden, ob es der Berger Schinken ist oder bei uns der Tiroler Speck. Das ist ganz gut ausbalanciert. Unser Glück ist, das wir mit fast 70 Prozent stark im Export sind. Was die Branche sehr stark getroffen hat, waren die Energiepreise und die Lohnkosten.

Wie sie 2016 übernommen haben, waren die USA für sie ein „Zukunftsmarkt“. Ist das mittlerweile gelungen?
Wir haben nach unserem Neubau in Haiming in Tirol 2018 fünf Jahre für die behördliche Zulassung in den USA gebraucht. Wir sind der erste Betrieb, der  vollinhaltlich Rohprodukte nach Amerika exportieren könnte. Aber heuer im Sommer habe ich mich gefragt, ob das jetzt der richtige Zeitpunkt ist. Und mittlerweile bin ich froh, den Schritt nicht getan zu haben. Nur wenn Donald Trump irgendwann sagt, ja, wir sind offen für europäische Spezialitäten …read more

Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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