Ist „Null Bock“ ein legitimer Grund für einen freien Tag?

Wirtschaft

In den USA erlauben manche Firmen ihren Mitarbeitern ein Fernbleiben von der Arbeit, wenn sie „keine Lust“ haben. Ob das klug ist?

Heute einfach keine Lust. Ein Gefühl, das wohl jeder schon einmal hatte. Besonders jetzt, wo es draußen noch finster ist, der Wecker aber schon in die Arbeit ruft. Gewisse US-amerikanische Konzerne bieten ihren Mitarbeitern für solche Tage eine Lösung. Sogenannte „Reset-Days“ (übersetzt: Erholungstage). Diese könne man spontan anmelden und einfach nicht zur Arbeit erscheinen – ganz ohne Konsequenzen. Und ohne Urlaubstage aufzubrauchen oder sich krankmelden zu müssen.

Hierzulande wird dieses Arbeitsmodell auf sozialen Medien breit diskutiert. Aber unter einem anderen Namen: „Null-Bock-Tage“. Ob das wirklich funktionieren kann, hinterfragen Susanne Seher und Helga Töpfl von der Personalvermittlung Seher + Partner.

Negative Einstellung

„Zugegeben klingen Reset-Days deutlich besser als Null-Bock Tage“, betont Susanne Seher gleich zu Beginn des KURIER-Gesprächs. Die Idee, dass man sich freinimmt, nur weil man „keinen Bock“ auf die Arbeit hat, lehnt sie aber eindeutig ab.

Die Frage, die sie stellt: Inwieweit hat man als Mitarbeiter Disziplin und Pflichtbewusstsein, um trotz mangelnder Motivation, zur Arbeit zu kommen. „Alle haben Tage, an denen das Aufstehen schwerfällt. Diese Null-Bock-Einstellung klingt aber eher wie eine kindische Lebenshaltung, die ab einem gewissen Alter nicht mehr entstehen sollte“, meint sie.

„Als Arbeitnehmer sollte man sich schon früher bewusst machen, ob der Job sinnstiftend und aufbauend ist oder doch eher das Gegenteil bewirkt“, gibt auch Helga Töpfl zu bedenken. Außerdem sei das auch den Kollegen gegenüber nicht fair, wenn man spontan nicht kommt.

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Ein anderer Weg

Hört man sich die Argumente der Vorreiter an, sollen diese Tage jenen Mitarbeitern zur Verfügung stehen, die einen schwierigen Tag haben, psychisch ausgelastet sind und nicht arbeitsfähig fühlen. Kurz: Es ist ein Versuch, mehr Bewusstsein für mentale Gesundheit zu schaffen.

Aber selbst in solchen Situationen bewertet Personalvermittlerin Helga Töpfl das Modell als problematisch. „Ist es bei solchen Symptomen nicht schon meistens viel zu spät?“, fragt sie. „Müsste man als Arbeitgeber nicht viel früher gegensteuern?“ Ein freier Tag würde zudem auch nicht das tiefer gehende Problem lösen, meint Töpfl. Effektiver wären individuelle Lösungen und ein klärendes Gespräch mit den Vorgesetzten. 

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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