Hinter verschlossenen Türen dürften bereits die Verhandlungen über neue Finanzierungen angelaufen sein.
Die börsennotierte KTM-Mutter Pierer Mobility AG braucht dringend frisches Kapital, sonst schauen die Chancen für die Sanierung der insolventen Tochter KTM düster aus. Die Pierer Mobility führt derzeit Gespräche mit möglichen strategischen Investoren und Finanzinvestoren sowie bestehenden Partnern.
Zur Begleitung des Prozesses wurde die Investmentbank Citigroup Global Markets Europe AG mit Sitz in Frankfurt engagiert.
Ziel des Investmentprozesses sei es, dass etwaige Geldgeber eine notwendige Barkapitalerhöhung bzw. Finanzinstrumente der Pierer Mobility AG zeichnen. „Die Mandatierung der Citigroup könnte ein Rettungsanker sein, um weltweit Partner zu finden. Die Barkapitalerhöhung wird indirekt auch der KTM zugutekommen“, sagt Florian Beckermann vom Interessenverband für Anleger (IVA) zum KURIER. „Das Ganze hat zwei Nebeneffekte. Einerseits wird der Interessenskonflikt des Herrn Pierer, nur um seine eigene Rettung bedacht zu sein, abgemildert. Sollte die Finanzierung andererseits scheitern, werden sich Pierer und das Management nicht vorwerfen lassen, nicht alle Register gezogen zu haben.“
Fraglich ist, ob die Kleinanleger – der Streubesitz beträgt fast 26 Prozent – eingebunden werden. „Es wäre positiv, wenn der Streubesitz die Möglichkeit bekommen würde, bei der Kapitalerhöhung mitzuziehen. Das wäre ein Gebot der Fairness“, sagt Beckermann.
Persönlicher Beitrag
Am Ende benötigt KTM einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag als Liquidität. Da ist noch keine Gläubigerquote bezahlt. Für die 30-prozentige Sanierungsplanquote werden rund 550 Millionen Euro innerhalb von zwei Jahren fällig.
Indes glaubt Kleinanlegervertreter Beckermann, dass Etliches bereits verhandelt wurde. „Ich denke, dass man in den vergangenen Tagen seit Insolvenzeröffnung in der Gläubiger-Neuinvestoren-Bubble verhandelt hat“, meint Beckermann. So könnte es sein, dass bereits ein Deal vorverhandelt sei, der nur noch plausibilisiert bzw. verbessert werden muss. Am Ende müssen die Gläubiger, die Investoren und die Banken an einem Strang ziehen. Kernfrage ist, mit welchem Beitrag die Hauptaktionäre Pierer und die indische Bajaj-Gruppe an der Barkapitalerhöhung mitziehen werden. „Ich kann aktuell gar nichts dazu sagen, wir lassen uns hier alle Möglichkeiten offen“, sagt Pierer-Sprecher Hans Lang zum KURIER.
Es wird davon ausgegangen, dass die Banken von Pierer einen finanziellen Beitrag zur Sanierung verlangen. Die Frage ist aber, ob Pierer privat „flüssig“ ist. Mit Partnern wie dem Red-Bull-Erben Mark Mateschitz hat Pierer ein Übernahmeangebot für die Mehrheit am Feuerwehrausrüster Rosenbauer gelegt. „Das Übernahmeangebot bindet Kapital von Pierer“, sagt Beckermann. „Ich höre auch, dass der Verkauf des deutschen Autozulieferers Leoni für Pierer kein Geschäft gewesen sein soll. Die öffentlich bekannten Zahlen sprechen aber eine andere Sprache.“
Source:: Kurier.at – Wirtschaft