
Österreich werde „stark betroffen“ sein von den US-Zöllen, so die Wirtschaftsdelegierte der Wirtschaftskammer Österreich, Irene Lack-Hageneder in der ZiB2.
Die jüngsten Zollmaßnahmen der USA sorgen für erhebliche Besorgnis in der österreichischen Exportwirtschaft.
Wie Irene Lack-Hageneder, Wirtschaftsdelegierte der Wirtschaftskammer Österreich in Washington, im ZiB2-Interview mit Armin Wolf erklärte, wird Österreich „definitiv stark betroffen sein“ – insbesondere aufgrund der Bedeutung der USA als zweitwichtigster Exportmarkt Österreichs. Grund dafür ist, dass die Zölle nun „wirklich für alle Produkte“ gelten.
„Trump handelt sehr unberechenbar“
Anders als noch zu Beginn seiner Amtszeit scheinen die Zölle für US-Präsident Donald Trump nicht mehr nur ein Druckmittel für Handelsdeals zu sein. Lack-Hageneder meint dazu: „Inzwischen bin ich mir da gar nicht mehr so sicher, ob es wirklich nur ums ‚Deal-Making‘ geht.“ Vielmehr wolle Trump langfristig die Industriebasis der USA wiederaufbauen. Die Zölle seien in diesem Sinne ein Mittel zur Reindustrialisierung – ein Ziel, das laut Lack-Hageneder „nichts ist, was man von heute auf morgen erreicht“.
Ob es durch wachsenden innenpolitischen Widerstand – etwa von prominenten Investoren – zu einem Kurswechsel kommen könnte, bleibt offen. „Trump handelt sehr unberechenbar“, sagte Lack-Hageneder. Viele Entscheidungen würden von ihm persönlich getroffen werden, was Prognosen erschwere.
„Lager der Unternehmen bummvoll“
Österreichische Exportunternehmen haben auf die Zölle mit strategischen Maßnahmen reagiert. Laut Lack-Hageneder haben sich viele mit großen Vorräten eingedeckt: „Alle Lager der Unternehmen sind bummvoll.“ Erst wenn diese Bestände aufgebraucht sind, werden die konkreten Auswirkungen der Zölle wirklich spürbar – vermutlich in einigen Monaten.
Ein Rückzug vom US-Markt sei für niemanden eine Option. „Definitiv hören sie nicht auf zu exportieren, das steht überhaupt nicht zur Diskussion“, betonte Lack-Hageneder. Etwa 300 österreichische Firmen produzieren bereits direkt in den USA und beschäftigen dort rund 60.000 Mitarbeiter.
Trump: „Zoll“ ist sein Lieblingswort
Einige Unternehmen denken aktuell darüber nach, ihre Produktion in die USA zu verlagern – ganz im Sinne von Trumps wirtschaftspolitischer Agenda. Doch auch das ist kein schneller Ausweg. „Das ist nichts, was man von heute auf morgen umsetzt“, so Lack-Hageneder. Solche Entscheidungen bräuchten Zeit, teils mehrere Jahre, und seien daher keine Lösung für die unmittelbaren Herausforderungen.
Trotz der wirtschaftspolitischen Turbulenzen genießt Präsident Trump laut Umfragen weiterhin hohe Zustimmung in der Bevölkerung. Lack-Hageneder zeigt sich davon nur mäßig überrascht: „Er hat gesagt, Zölle sind sein liebstes Wort im Wörterbuch.“ Dass er seine Versprechen nun auch tatsächlich umsetzt, sei also wenig überraschend – aber für Österreichs Exportwirtschaft umso spürbarer.
Source:: Kurier.at – Wirtschaft