Trotz Klimawandel und Corona-Lockdowns stieg der von Privatjets verursachte CO2-Ausstoß um 46 Prozent. Viele Flüge sind dabei höchst vermeidbar, so die Forscher.
Der Shopping-Trip nach London, Mailand oder New York wird auch in Zeiten des Klimawandels teils als Quasi-Menschenrecht angesehen. Das wird nicht nur per Billigflieger in Anspruch genommen.
Besonders reiche Personen pflegen einen vielfach extrem CO2-intensiven Lebensstil, wie Studien zeigen. Wie groß der Treibhausgasausstoß des Jettens mit Privatflugzeugen ist, haben Forscher in einer neuen Arbeit untersucht. Ergebnis: Der Ausstoß geht munter nach oben, auch in Österreich.
Im Rahmen der im Fachmagazin „Communications Earth & Environment“ vorgestellten Studie analysierte das Team um Stefan Gössling von der Linnaeus University in Kalmar (Schweden) Transponder-Daten von Privatflugzeugen weltweit, die auf der Web-Plattform „ADS-B Exchange“ abrufbar sind. So wurden mehr als 18 Millionen Flüge mit 26.000 Privatflugzeugen zwischen den Jahren 2019 und 2023 berücksichtigt.
Über 15 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß
Die Wissenschafter konzentrierten sich auf Flugdaten von Jet-Typen, die typischerweise zur Beförderung sehr weniger Personen bzw. von Einzelpersonen genutzt werden, schlossen richtige Kleinflugzeuge aber aus. Der Auswertung in der Publikation zufolge liegt Österreich punkto Privatflugzeug-Dichte im vorderen Feld: Mit 2,94 solchen Flugzeugen pro 100.000 Einwohnern liegt man deutlich vor Deutschland (0,75), knapp hinter der bekanntlich bei Superreichen sehr beliebten Schweiz (3,76) bzw. ein Stück weit hinter den USA (5,45), in denen sich knapp 69 Prozent aller Privatjets tummeln. Das kleine Österreich kommt immerhin auf einen Ein-Prozent-Anteil.
Verknüpft wurden diese Daten mit dem durchschnittlichen Treibstoffverbrauch von 72 einschlägigen Flugzeugtypen. Zu berücksichtigen ist bei der Bewertung der Daten, dass der CO2-Ausstoß nur ein Drittel des Klimaeffekts beim Fliegen ausmacht – neben Faktoren wie Kondensstreifen sowie Stickoxid- und Wasserdampfemissionen.
Insgesamt legt die Auswertung nahe, dass im Untersuchungszeitraum der CO2-Ausstoß durch Privatflüge um fast die Hälfte gestiegen ist – die direkten Emissionen haben von 2019 bis 2023 um 46 Prozent zugelegt, von 10,7 auf 15,6 Millionen Tonnen CO2. Wohl gemerkt: In diesem Zeitraum kam der normale Linienflugverkehr aufgrund der Covid-19-Lockdowns zeitweise fast komplett zum Erliegen.
„Viele Flüge höchst vermeidbar“
Das deutsche Science Media Center (SMC) hat angelehnt an die Methodik der Studie erhoben, wie hoch die Emissionen im deutschsprachigen Raum waren: Sie kommen auf insgesamt rund 0,05 Megatonnen für solche Flüge ausgehend von Österreich, auf circa 0,22 Megatonnen in Bezug auf Deutschland und rund 0,17 Megatonnen bei der Schweiz. Blickt man auf die Privatflug-Verkehr-Entwicklung über die Jahre, sieht man nur einen leichten Corona-Knick nach unten vom Jahr 2019 auf 2020 im DACH-Raum. Bereits im Jahr darauf lag der Ausstoß wieder in etwa auf Vor-Corona-Niveau und 2022 und 2023 bereits darüber. Vor allem von der Schweiz ausgehend legten die Emissionen durch Privatjets massiv zu. Für Studien-Erstautor Gössling sind die Zusatzauswertungen des SMC für Österreich, Deutschland und die Schweiz nachvollziehbar und entsprechen der Methodik in der Publikation, wie er gegenüber der APA erklärte.
Weltweit sehe man mit Blick auf die Corona-Jahre, dass „der private Flugverkehr im Prinzip nie aufgehört hat, sondern ist durch die Pandemie sogar noch attraktiver geworden“, so der Wissenschafter. Unterdessen seien in den vergangenen Jahren „viele Reiche noch viel reicher geworden“, was wiederum dazu beigetragen haben dürfte, dass …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft